Rezension

auch ein Anschlag auf die freie Wahl des Lesers, der das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann…

Die Seele des Bösen - Anschlag auf die Freiheit - Dania Dicken

Die Seele des Bösen - Anschlag auf die Freiheit
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

~~Ich bin von der Lektüre dieses Thrillers mit viel Action (fast wie Teil 6, „Undercover“) begeistert und habe nur unterbrochen, als der Schlafbedarf gar zu arg wurde: Dania Dicken schickt ihre Protagonistin Sadie Scott, Profilerin beim FBI, in ihrem schon neunten Erlebnis mit uns an den Schauplatz eines Anschlags mit Giftgas – Entwarnung an die, denen Sexualsadisten einfach zu viel sind; die spielen diesmal keine Rolle.

Entwarnung? Da musste ich, die ich da schon gewisse Vorbehalte bei den Romanen rund um sexuell motivierte Gewalt habe, doch noch einmal gehörig nachdenken: wir reden hier nicht von der (wie üblen auch immer) Gewalt gegen Einzelpersonen, wir reden von der Gewalt gegen ganze Personengruppen, deren Tod angestrebt, aber auch deren Verstümmelung oder dauerhafte Versehrtheit billigend in Kauf genommen wird.

Dania Dicken schafft das Kunststück, einen spannenden Thriller zu liefern mit einem Kampf gegen die Zeit, bei dem selbst die Recherche an die Nerven geht, und gleichzeitig sowohl Hintergrundinformationen zu liefern zum Terrorismus besonders unserer Zeit aber auch zu den Gewissensfragen, die der Kampf gegen diesen aufwirft. Eine Faktenschlacht wird das nie, obwohl man als Leser viel lernen kann, da die Autorin ihr Wissen geschickt mit dem Fortschritt der Handlung verknüpft (wer diese Meisterleistung ähnlich zu Profiling an sich in einem spannenden Fall zu einem Serienvergewaltiger lesen möchte, dem empfehle ich „Am Abgrund seiner Seele“ von der gleichen Autorin). Wie weit wird Sadies Team gehen gegenüber Verdächtigen, wenn das Leben vieler bedroht ist? Wo ist es gerechtfertigt, die persönliche Freiheit aller einzuschränken? Wie gehen wir mit den Frustrierten im Land um, deren Sicherheitsbedürfnis verletzt ist?

Geschickt ist in die Geschichte um diese Herausforderung noch eine weitere ganz persönliche für Sadie eingeflochten, die sie mit ihren ureigensten Ängsten und Schreckenserfahrungen der Vergangenheit konfrontiert. Auch hier merkt der Leser, dass es häufig keine einfachen Lösungen gibt – und dass gute Absichten und erste Kurzschlussreaktionen auch einen schalen Beigeschmack bekommen können. Sadie wird in diesem Fall an ihre Grenzen geführt werden!

Einziges Manko, aber das ist Jammern auf hohem Niveau: Das Buch könnte in weiten Teilen ohne die Lektüre der vorangegangenen Bände gelesen werden, wenn, ja wenn das nicht der Beginn wäre, bei dem Bezug genommen wird auf die Vorgeschichte von Cassandra (Band 8), von Sadie und Sean und Phils Aktion...das aber nur so kurz, dass es "Neulingen" anscheinend wenig auffällt, wie andere Leserstimmen zeigen.