Rezension

Auch Psychologen sucht das Schicksal heim

Der glücklose Therapeut - Noam Shpancer

Der glücklose Therapeut
von Noam Shpancer

Bewertet mit 4 Sternen

David Winter ist Psychologe. Er ist ein zufriedener Mann mittleren Alters und führt ein harmonisches Leben mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter. Zumindest nimmt er das tagein, tagaus so wahr. Doch die bittere Wahrheit sieht anders aus: Irgendwann steht er vor den Scherben seiner Ehe und die Beziehung zu seiner Tochter Sam ist alles andere als gut.

Winters Klienten sind überwiegend von Depressionen gebeutelte Menschen. Auch Barry Long ist ein solcher Patient, der zu einer Zeit von David behandelt wird, in der sich dessen Privatleben gravierend verändert. Vielleicht ist das ja der Grund, aus dem der zunehmend einsamer werdende Psychologe Winter sich so sehr für diesen Depressiven einsetzt, weit über das übliche Maß hinaus. Die Warnungen seiner Kollegen hingegen schlägt er in den Wind – und macht einen fatalen Fehler…

Noam Shpancer, der Autor des Romans „Der glücklose Therapeut“, ist Psychologie-Professor und Therapeut. Sein Wissen und die Erfahrungen aus seiner Tätigkeit bringt er in diese kurzweilige Geschichte maßgeblich ein. Der Leser erfährt dadurch eine Menge Wissenswertes auf dem Gebiet der Psychologie.

Die Charaktere hat Noam Shpancer allesamt mit Ecken, Kanten und Besonderheiten ausgestattet. Besonders die Hauptperson David Winter wuchs mir schon nach kurzer Zeit ans Herz. Auch an feinsinnigem Humor mangelt es diesem Buch nicht. Noam Shpancer präsentiert in „Der glücklose Therapeut“ eine breitgefächerte Palette von Gefühlen und Emotionen.

Obwohl die Ausschweifungen von David Winters liebevoll-kauzigem Mentor Doc Helprin mitunter ziemlich speziell und auch langwierig sind, hat die Story insgesamt ein angenehmes Tempo und kommt gut voran. Sie zeigt die Unzulänglichkeiten, die auch vor erfahrenen Therapeuten nicht halt machen, auf tragische Weise auf – eben weil die menschliche Psyche trotz aller Forschungen noch lange nicht abschließend ergründet ist.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir dieser ruhige Roman sehr gut gefallen hat. Er ließ sich angenehm lesen und war auch nicht zu theoretisch, sondern gewährte stattdessen einen interessanten Einblick in den Alltag der Psychotherapie - mit einem glücklosen Therapeuten in der Hauptrolle.   

Kommentare

buchstabenfaengerin ergänzte am 18. Oktober 2013 um 17:09

Das Wort "Ausschweifungen" wird durch "Ausführungen" ersetzt. Aber leider kann ich die Rezension nicht mehr ändern. :-(