Rezension

Auf der Suche

Bis ich 21 war - Ela Angerer

Bis ich 21 war
von Ela Angerer

Worin besteht der Sinn meiner Existenz?

Diese Frage beschäftigt die Protagonistin des Romans das ganze Buch hindurch. Bereits in ihrer Kindheit ist sie davon überzeugt, „ein schlechtes Kind“ zu sein, den Anforderungen ihrer Mutter nicht zu genügen, ein „Fehler“ zu sein. Dieses Gefühl bleibt auch ihre ganze Jugend hindurch präsent.

 

Packend und aufrüttelnd schreibt Ela Angerer vom Leben der Tochter aus reichem Hause, deren Eltern geschieden sind. Als Ich-Erzählerin gibt sie Episoden aus ihrer frühen Kindheit wieder, schreibt von ihren Erlebnissen der 60er bis in die 80er Jahre, also „bis ich 21 war“.  

 

Nach der Scheidung ihrer Eltern lebt sie mit Mutter und Schwester bei einem Stiefvater, der für sie aber nur Geldgeber und „der Cadillacfahrer“ ist. Die Mutter ist mit ihrem eigenen gesellschaftlichen Leben so beschäftigt, dass sie kaum Zeit für ihre Kinder hat.

Die Nähe und Zuwendung, die das Mädchen in seiner Familie so schmerzlich vermisst, sucht es schließlich bei Freunden, flüchtet sich in Drogen und sexuelle Experimente.

Während sie die Pubertät durchlebt, dreht sich diese Spirale immer schneller. Der Leser fühlt mit ihr, bangt und hofft, dass endlich jemand ihre wahren Probleme erkennt und sich ihrer annimmt. Kindheit und Jugend der Protagonistin erleben wir in raschem Erzähltempo, wie im Zeitraffer.

 

Angerer will mahnen und aufrütteln, dabei aber auch unterhalten. Ein schwieriges Unterfangen, aber es ist ihr gelungen, meiner Meinung nach.

 

Die Autorin gibt dem Mädchen und seiner Familie keine Namen. Es bleibt anonym für den Leser, doch durch die Erzählform wird eine mögliche Distanz aufgehoben.

Die grundlegenden Fragen, die sie quälen, hat sich jeder schon einmal gestellt; ihre Probleme, kann auch so mancher nachvollziehen. Aber sie bleibt allein damit, hat keinen wirklichen Halt – das ist es, was den Leser berührt.

Diese Einsamkeit wird schon im Buchcover ausgedrückt: das Schwarz-Weiß-Porträt eines Teenagers, in nachdenklicher und verletzlicher Pose, auf der Suche nach einem Sinn.