Rezension

Auf gefährlichen Wegen im Heiligen Land

Die Mission des Kreuzritters -

Die Mission des Kreuzritters
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 4 Sternen

Das Königreich Jerusalem im 12. Jahrhundert: Die junge Melisende ist außer sich vor Wut. Ihr Vater, König Baudouin, hat entschieden, dass seine Älteste den Adeligen Foulques d‘Anjou heiraten soll - ohne Melisende um ihre Meinung zu fragen. Die Thronerbin verabscheut den designierten Bräutigam und will sich der Hochzeit entziehen. Mit ihrer Schwester fasst Melisende den Plan, mit einer Eskorte heimlich aus Jerusalem zu fliehen. Doch die Königstochter ahnt nicht, in welche Gefahr sie sich damit begibt. Kann der Tempelritter Raol de Montalban sie retten?

„Die Mission des Kreuzritters“ ist ein historischer Abenteuerroman von Ulf Schiewe.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog, an den sich 19 Kapitel anschließen. Die Handlung spielt im Jahr 1129 in Jerusalem und an weiteren Schauplätzen im Heiligen Land. Landkarten in den Innenklappen sind hilfreich bei der Orientierung. Erzählt wird im Präsens und in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht verschiedener Personen, vorwiegend aus der von Melisende und Raol.

In sprachlicher Hinsicht ist der Spagat zwischen anschaulichem Schreiben und historischer Korrektheit gut gelungen. Zum besseren Verständnis ist ein Glossar beigefügt. Auf dieses musste ich aber erfreulicherweise nicht zurückgreifen, weil es dem Autor gelungen ist, auch unbekannte Begriffe und Formulierungen so einzubetten oder zu erklären, dass sie sich gut erschließen. 

Erwartungsgemäß stehen die Thronerbin und der Tempelritter im Fokus der Geschichte. Melisende und Raol sind zugleich sympathische und authentisch wirkende Protagonisten, die mit psychologischer Tiefe ausgestattet sind. Zwar taucht Raol de Montalban nicht zum ersten Mal in einem Schiewe-Roman auf. Allerdings erhält er hier erstmals eine tragende Rolle. Das Buch lässt sich überdies ohne Vorwissen aus anderen Bänden lesen.

Darüber hinaus gibt es etliche Nebenfiguren. Trotz der Vielzahl an Charakteren und den teils recht exotischen Namen fällt es nicht schwer, den Überblick zu behalten. Im Zweifel hilft die Auflistung der handelnden Personen, die historische und fiktive Figuren als solche ausweist.

Besonders gut gefallen hat mir, dass es der Autor schafft, auf unterhaltsame und keineswegs trockene Weise interessante Hintergründe aus der Zeit der Kreuzzüge und der ersten christlichen Besiedlung im Königreich Jerusalem unterzubringen. Obwohl mich diese Epoche ursprünglich wenig gereizt hat, habe ich gerne über die gesellschaftliche und politische Situation jener Tage gelesen und konnte viel Zeitgeschichtliches aufsaugen. Auch ohne jegliche Vorkenntnisse lässt sich die Geschichte sehr gut nachvollziehen.

Dass Ulf Schiewe dabei weiß, wovon er schreibt, ist immer wieder festzustellen. Seine fundierte Recherche wird auch in den angefügten „Anmerkungen des Autors“ deutlich. Ein schönes Extra, das darüber aufklärt, welche Teile der Geschichte erfunden sind und welche auf wahren Tatsachen beruhen. 

Das einzige Manko stellt für mich die eigentliche Handlung dar. Während die erste Hälfte abwechslungsreich und überraschend geworden ist, mich also sehr gut unterhalten hat, fällt der Roman in der zweiten Hälfte etwas ab. Das Geschehen tritt dort ein wenig auf der Stelle und es kommt zu inhaltlichen Wiederholungen. Positiv anzumerken ist jedoch, dass die Handlung trotz ihrer Dramatik nicht unglaubwürdig oder überzogen wirkt.

Das hochwertig anmutende Cover passt hervorragend zur Geschichte. Auch der Titel ist eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Dass Ulf Schiewe sein Handwerk beherrscht, hat der Autor ein weiteres Mal bewiesen. Fans historischer Romane kommen auch bei „Die Mission des Kreuzritters“ auf ihre Kosten. Eine empfehlenswerte Lektüre!