Rezension

Beeindruckender historischer Roman rund um die berührenden Schicksale zweier junger Frauen zur Zeit des Mauerbaus

Lebenssekunden -

Lebenssekunden
von Katharina Fuchs

Bewertet mit 5 Sternen

Christine ist Leistungsturnerin in der DDR und bekommt dort besondere Aufmerksamkeit in der Sportförderung. Sie soll schließlich die DDR bei den olympischen Spielen vertreten.

Zur gleichen Zeit fliegt die Westdeutsche Angelika mit 15 von der Schule, ohne ihren Abschluss machen zu können. Ihre große Leidenschaft ist die Fotografie, aber wird sie ohne Schulabschluss eine Lehrstelle finden? Noch dazu als Mädchen Mitte der 1950er Jahre?

 

 

Meine Meinung:

Der Roman von Katharina Fuchs, auf den ich mich nach „Zwei Handvoll Leben“ und „Neuleben“ sehr gefreut hatte, hat mich in ganz besonderer Weise von Anfang an gefesselt. Das Buch ist wirklich wunderschön gestaltet und allein haptisch ein besonderer Genuss.

Durch die unterschiedlichen Kapitel, die abwechselnd aus der Perspektive von Angelika und Christine geschrieben sind, bekommt man sehr schnell ein rundes Bild vom Geschehen.

Die beiden Protagonistinnen waren mir von Anfang an sympathisch, was ich besonders positiv fand, weil ich sonst eher im Laufe der Zeit mit den Figuren warm werde.

 

Für mich ist dieser Roman eine ganz besonders gelungene Kombination aus einer wirklich berührenden und spannenden Geschichte und einem fundiert recherchierten historischen Hintergrund. Gerade durch die konkreten Schicksale im Roman wurde für mich deutsche Geschichte Mitte der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre konkret erlebbar. Ich habe dadurch sehr viel gelernt rund um das Unrechtsregime und den Leistungssport in der DDR, den Mauerbau, z.B. an der Bernauer Straße, aber auch über die Rolle der Frau zu der Zeit oder Journalismus und Fotografie. Auch beeindruckende Persönlichkeiten wie Willy Brandt als damaliger Bürgermeister von West-Berlin kommen vor.

 

Neben dem extrem lebendig und plastisch beschriebenen historischen Hintergrund sind auch die Lebenswege von Christine und Angelika sehr gut gewählt. Sie haben mich wirklich packen können und emotional tief berührt. Wie Christine unter dem Drill im Leistungssport leidet, hat mich richtiggehend mitgenommen. Angelika hat mich sehr beeindruckt, wie sie sich als Fotografin durchbeißt und tatsächlich Fotos macht, die Zeitgeschichte einprägsam festhalten.  

 

Das Buch wird mich sicherlich noch lange beschäftigen, denn es berührt und bewegt und regt auch zum Nachdenken an.

 

 

Fazit:

Mich hat dieser Roman wirklich nachhaltig beeindruckt und ich würde gerne mehr als fünf Sterne vergeben, aber das ist ja leider nicht möglich. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung!