Rezension

Blutleer statt "Blutrot"!

Blutrot -

Blutrot
von Lilja Sigurðardóttir

Bewertet mit 3 Sternen

Leser, die nach einem Buch mit tiefschürfender Spannung und unvorhersehbaren Wendungen suchen, könnten von diesem Werk eher enttäuscht sein.

"Blutrot" ist der zweite Teil von Lilja Sigurðardóttirs Reihe um die private Wirtschaftsermittlerin Áróra Jónsdóttir. Der Island-Krimi beginnt durchaus vielversprechend. Guðrun, die Ehefrau des wohlhabenden Unternehmers Flosi wurde entführt und die Entführer fordern ein Lösegeld von 2 Millionen Euro für deren Freilassung. Durch Flosis schottischen Steuerberater Michael wird Áróra als Unterstützung an die Seite des Ehemanns der Entführten gestellt. Gegen die Forderung der Entführer involviert Áróra aber auch umgehend die isländische Kriminalpolizei unter Leitung des Kommissars Daniel, der sich stark zu Áróra hingezogen fühlt. 

Schnell werden Ungereimtheiten offenbar und der Fall entwickelt sich in eine andere Richtung, als zunächst angenommen. Jedoch lässt die Spannung bald nach, da die Handlung sich in vorhersehbaren und stereotypen Bahnen bewegt. Die Wendungen, die die Autorin einführt, sind leider wenig überraschend und lassen den Leser bereits frühzeitig erahnen, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Dies führt zu einer deutlichen Abnahme der Spannung und des Nervenkitzels, der für einen Krimi so entscheidend ist. Einige Kapitel haben dabei keinen wirklichen Einfluss auf die Handlung, ohne dabei einen eigenen Handlungsstrang zu erzeugen und wirken im Nachgang obsolet. Einzig Áróras Suche nach ihrer auf Island verschollenen und vermutlich ermordeten Schwester bildet eine stringente Nebenhandlung, die als Brücke zu den bisher zwei weiteren Büchern der Reihe bildet, aber in diesem Band nicht wirklich vorangetrieben wird.

Obwohl Sigurðardóttir zweifellos über das Talent verfügt, eine atmosphärische Stimmung zu erzeugen und durch die Kürze der Kapitel durchweg ein hohes Tempo aufrecht zu erhalten, fehlt es "Blutrot" letztendlich an Originalität und überraschenden Wendungen, um als wirklich fesselnder Krimi zu überzeugen. Leser, die nach einem Buch mit tiefschürfender Spannung und unvorhersehbaren Wendungen suchen, könnten von diesem Werk eher enttäuscht sein. Für mich blieb "Blutrot" weitgehend blutleer.