Rezension

Bürgerehre, Scheiterhaufen, Hexenwahn!

Die Seelen im Feuer - Sabine Weigand

Die Seelen im Feuer
von Sabine Weigand

Bewertet mit 4 Sternen

"Es trifft Frauen und Männer, Arme und Reiche: Wer der Hexerei bezichtigt wird, stirbt in den Flammen. Es ist ein Ringen um Gut und Böse, aber auch ein Kampf um die Macht, denn der Fürstbischof von Bamberg will besonders die freien Bürger der Stadt in ihre Schranken weisen. Auch die Apothekerstochter Johanna droht in den Teufelskreis zu geraten, aus dem keiner entrinnt. Gelingt ihr die Flucht ins weltoffene Amsterdam? Bekommen die Bürger von Bamberg endlich Hilfe bei Kaiser und Papst, um dem Brennen ein Ende zu machen? " 

So hat mir der Klappentext das Buch schmackhaft gemacht und ich habe es mir in der Bücherei ausgeliehen. Das mich ganz viel Schrecken, Angst, Habgier und Intrigen begegnen werden, darauf war ich nicht gefasst und es hat mir fast die Tränen der Wut in die Augen getrieben, als ich von sehr viel Ungerechtigkeiten gelesen habe. Im Nachwort der Autorin habe ich gelesen, das einige Personen reine Fiktion sind, aber einige wirklich gelebt haben und der Hexenverfolgung zum Opfer gefallen sind. Das Buch selbst ist eigendlich recht interessant und flüssig geschrieben und zwischenduch werden die Protokolle oder auch Tagebucheintragungen, Zeitungsausschnitte in altdeutscher Sprache hinzugefügt, was das Lesen doch ein wenig erschwert. 

Insgesamt ist das Buch in 5 Kapitel unterteilt 
Am Schluss gibt es ein Nachwort, die Personen, davon einige historisch, d.h es hat sie wirklich gegeben und ein Glossar die, die wichtigesten Begriffe des Buches erklärt, denn hast du gewusst was stäupen ist? Nein? Ich auch nicht, aber es heisst auspeitschen, mit Ruten schlagen! 

Meine Meinung: 
Wie schon gesagt, lässt sich das Buch recht flüssig Lesen und ich habe nicht viele Abende gebraucht um es durchzulesen. Ich war erschrocken über die Methoden unschuldigen Menschen ein Geständnis zu entlocken mit dem Teufel im Bund zu sein. Tagelange, qualvolle Foltern mussten die armen Geschöpfe über sich ergehen lassen und durch die Schmerzen hat es doch jeder noch zugegeben. In dem Buch kommt eine zur Hexe verurteilte Frau frei, die sich aber hinterher, weil sie das Leben als gebrandmarkte nicht mehr stellen kann, selbst anzeigt und verbrannt wird. Was aus einem Hirngespinst eines verwirrten Jungen wird, wird zur Gier, denn die leerstehenden Häuser, der Reichtum wird unter den Malefizknechten aufgeteilt oder wandert in die Taschen des Dombischofs, der in Bamberg das Sagen hat. 

Wie stellen wir uns eine Hexe vor? Rothaarig mit grünen Augen oder eher wie eine alte Frau mit Buckel, Warzen auf der Nase und einer Krähe auf der Schulter oder doch eher bissel witzig wie Bibi und Barbara Blocksberg? Hier im Buch kann es jeden Treffen, denn unter Folter und wahnsinnigen Schmerzen nennen die Gepeinigten ihre Nachbarn, den Bürgermeister oder gar den Apotheker. Johanna, die Tochter des Apothekers ist verlobt mit Hans Schramm, der sie eiskalt fallen lässt, als sie zur Hexe verurteilt werden soll. Ihr werden die Haare komplett abrasiert, denn darunter könnte sich ein Hexenmal befinden, was übersehen werden könnte. Nackt steht sie bei der Untersuchung vor dem Arzt und möchte vor Scham am liebsten im Boden versinken. Wie kann Cornelius ihr alter Freund aus Kindertagen sie retten? Durch eine OP die er bei Domfürsten erfolgreich beendet hat, hat er einen Wunsch frei und verwendet nun diesen um Johanna freizubekommen. Ich will nicht zuviel vorwegnehmen, da ihr sonst keine Spannung mehr habt, falls ihr euch entscheiden würdet auch dieses Buch zu Lesen, aber ich will euch noch sagen, das in diesem Buch alles vorhanden ist. Mord, Intrigen, Habgier, Lügen und auch ganz viel Liebe. Johanna und Cornelius sind diejenigen die uns immer wieder durch dieses Buch begleiten. Vielleicht gibt es ja auch ein Happy End? Wer weiss? 

Von mir gibt es natürlich eine Lesempfehlung und vielleicht einen Blick auf das Unrecht was damals im 17 Jahrhundert vielen unschuldigen Menschen widerfahren ist. Allein in Europa wird die Zahl der verbrannten Hexen und Zauberer auf 60.000 bis 100.000 Menschen, davon in Deutschland alleine 20.000 Menschen geschätzt! (diese Infos sind direkt dem Buch entnommen!) 

Wer mitfühlen kann, schon alleine durch das Lesen der Qualen und Ängste, der wird mit Sicherheit gefesselt sein. Die anderen lassen es dann doch lieber sein und nehmen eine andere Lektüre zur Hand. 

Einiges wird uns als sehr ungerecht erscheinen, manches uns vor Wut erzittern lassen und manches die Hände vor den Kopf zusammenschlagen lassen, denn wenn ein reicher Mann oder dessen Frau hingerichtet wurde, konnte man davon ausgehen, das auch der/die Erben ausgelöscht wurden, damit der Reichtum an den Domfürsten ging, der wirklich gelebt hat und für diese Gräueltaten die Verantwortung tragen müsste. 

Es wurde damals davon ausgegangen, das die Frau das "Böse" ist. Leicht zu beeinflussen und in den Augen der Kirche nichts wert und diejenigen, die Schuld daran ist, das der Teufel soviel Macht ünernehmen konnte. Damals wie heute ist der Teufel derjenige der Schuld ist an allem übel und wenn die Ernte verfroren ist oder die Kühe gestorben, dann war es Hexenwerk und die Nachbarin schwärzte die Nachbarin an und umgekehrt. Die Gefängnisse waren voll und durch die Angst, den Hunger und die Folter waren viele nur allzubereit geständig zu sein. Im Laufe der Zeit wurden die Foltermethoden immer qualvoller und wenn sie nicht schon während der Folter gestorben sind, dann haben sie sich teilweise selbst umgebracht oder den Tod nur noch herbeigesehnt. Daumenschrauben sind da noch das kleiner Übel. Beim Hexenhammer und Hexenbock ist mir wirklich schlecht geworden, denn da davon ausgegangen wird, das die Hexen Verkehr mit dem Teúfel hatten, wurden sie auf einen Bock gesetzt, der ihnen komplett die Vagina zerfetzt hat und wer da nicht Wahnsinnig wird und seine Nachbarin oder auch seine eigene Tochter oder den Sohn benennt, ist wahrscheinlcih schon dem Tod nah oder ohnmächtig. Diese Qualen möchte ich mir einfach nicht ausmalen. Ich hätte mit Sicherheit ähnlich gehandelt und das ist das was mich so aufregt, das kein Mitleid von den Malefizknechten kam, sondern das sie sich völlig im Recht fühlten, der Kirche gehorsam zu sein und sich immer schlimmere Demütigungen und Qualen für die Städter ausgedacht haben und keiner konnte sie aufhalten. Oder doch? 

Ich habe es mit großem Schrecken gelesen und bin froh, das wir heute doch ein anderes Verständnis haben z.B wenn jemand einen Schlaganfall hat, hat ihm das niemand angehext, sondern es ist ein medizinisches Problem oder wenn die Ernte nix wird, war das auch kein Hexenwerk, sondern die Umwelteinflüsse, da zuviel oder zuwenig Regen.

Irgendwann gibt es natürlich einen Aufruhr unter den Menschen und es tun sich eine Gruppe junger/alter Männer zusammen um sich an höhere Instanzen zu wenden, aber ob sie wirklich etwas ausrichten können oder sich dadurch selbst ans Messer liefern? Jeder Bürger Bambergs lebt in Angst und Schrecken, ob er /sie der /die nächste ist, die abgeholt wird und in Ketten gelegt wird. Die Malefizknechte werden immer unbeliebter und werden auf der Straße bespuckt und verflucht, aber da mit der Hexenverbrennung einiges an Geld zu machen ist, geht es immer weiter und schon bald ist die Stadt fast wie ausgestorben, als dann noch eine Seuche ausbricht sterben die Kinder wie die Fliegen und immer mehr Häuser stehen leer und gehen an den Domfürsten. Dieser ist mittlerweile sehr schwermütig udn voller Depressionen. Vielleicht sien schlechtes Gewissen? ich bin sowieso erschrocken darüber, wieviel Sünde (Sorry, den veralteteten Ausdruck) so ein Kirchenmann mit sich herumschleppt, der doch vom Papst sein Wohlwollen erhält. Intrigen, Habgier, Hurerei und Völlerie um nur einige zu nennen. Jetzt aber Schluss, sonst erzähle ich doch mehr über die Handlung als mir lieb ist, also das Beste ist ihr lest es selbst! 

Ein gelungener Roman mit viel Wahrheitsgehalt und daher eine Leseempfehlung von mir! Historisch glaubhaft und auch durch die vielen Aufzeichnungen dieser Zeit wirklich spannend, auch wenn ich manches Mal hätte schreien können vor Wut oder wild um mich schlagen. 

"Jtem so yemant den lewten durch Zauberey schaden oder nachteyl zugefüget, sol man straffen vom leben zum tode, vmd man sölche straff gleych der ketzerey mit dem fewer thun!" Constitutio Criminalis Bambergenis 1532