Rezension

Darf ich? Bitte?

Ich würde dich so gerne küssen - Patrycja Spychalski

Ich würde dich so gerne küssen
von Patrycja Spychalski

In letzter Zeit bin ich in einer komischen Lese-Phase, irgendwie. Wobei ich das gar nicht mal so schlimm finde, sondern eher bemerkenswert. Ich lese ja schon immer sehr gerne Jugendbücher und mich stört es auch überhaupt nicht, dass ich mit meinen 21e Jahren nicht mehr wirklich eine Jungendliche bin. Ganz knapp bin ich dieser Lebensphase entwachsen. Aber ich mag nun mal Bücher, in denen fantastische Sachen passieren, in denen man noch träumen darf, in denen man seine Fantasie bemühen darf. Da werde ich im Bereich Jugendbuch sehr oft fündig.

Und: Ich lese in letzter Zeit sehr gerne Liebesgeschichten. Aber jetzt kommt mein großes Problem: Im Bereich "Frauenliteratur" gibt es ja sehr viele Liebesromane. Aber da geht es mir zu oft einfach nur darum, dass Frau und Mann im Bett landen und sich daraus irgendwelche Probleme entwickeln. Grob gesagt. Bei Jugendbüchern finde ich da schon eher, was mich an dem Genre "Liebesgeschichte" interessiert: das erste Kribbeln im Bauch, der erste Kuss, schüchterne erste Dates. Davon möchte ich lesen, denn dabei werde ich immer so schön nostalgisch und wünsche mir, selbst noch ein mal so jung zu sein.

So, das wahren jetzt aber genug Worte im Vorwort. Jetzt sollt ihr endlich lesen, ob ich mit "Ich würde dich so gerne küssen" auch fündig geworden bin oder ob dieses Buch mich eher nicht nostalgisch in meine eigene Jugend zurückdenken ließ.

Allgemeines zum Buch:
* * * * * * * * * * * * * * * *

"Ich würde dich so gerne küssen" umfasst 272 Seiten. Ich kann euch leider nicht mehr sagen, in wie viele Kapitel es sich unterteilt, da ich das Buch als Ebook aus der Onleihe ausgeliehen hatte und nun leider keinen Zugriff mehr darauf habe.

Geschrieben ist das Buch jedenfalls in der Gegenwartsform aus Sicht der Ich-Erzählerin Frieda, die zugleich die weibliche Hauptperson darstellt.

"Ich würde dich so gerne küssen" ist im Februar 2012 als Taschenbuch im cbt Verlag erschienen. Das Buch ist auch als ebook erhältlich (Ich habe es ja selbst als ebook gelesen).

Meine Meinung zum Buch:
* * * * * * * * * * * * *
Dieses Buch hat mir echt ein besonderes Leseerlebnis bereitet, weil es mich in ein Wechselbad der Gefühle geworfen hat. Ich werde euch auch direkt erklären, woran das liegt:

Ich fand die ersten Seiten sooo blöd und hatte echt Mühe, in das Buch hineinzufinden. Irgendwie war der Schreibstil der Autorin so komisch. Irgendwie so umgangssprachlich und irgendwie nicht richtig passend. Ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen, aber die Sätze auf den ersten Sätzen wirkten alle so unnatürlich auf mich. So total gestellt. Ich habe gar keinen Zugang gefunden. Weder zu der Autorin, noch zu den Charakteren. Es wirklich ein sehr komischer Einstieg. Und daher dachte ich schon, dass mir dieses Buch bestimmt gar nicht gefallen würde.

Doch irgendwann hatte ich mich eingelesen und mich wahrscheinlich auch einfach an den Erzählstil der Autorin gewöhnt. Es gibt das ja manchmal, dass man sich erst an die Schreibweise eines Autors gewöhnen muss. Und so war das wohl auch hier. Auf einmal war ich jedenfalls mittendrin in der Geschichte.

Die Handlung geht auf den ersten Seiten recht schnell voran, das Buch ist ja auch nicht besonders dick. Jeffer taucht auf, Frieda selbst und ihre beste Freundin lernt man sowieso schon auf der ersten Seite kennen. Das Wesentliche ist schnell erzählt. Und irgendwie kam ich mit den Charakteren nicht klar. Oje, dachte ich, schon wieder ein Kritikpunkt. Ich war echt kurz davor, das Buch abzubrechen. Frieda fand ich ja noch ganz ok, aber ihre Freundin Maja hat mich genervt. Die ist echt anstrengend und benimmt sich überhaupt nicht wie eine beste Freundin. Stattdessen haut sie Frieda immer wieder in die Pfanne. Und mit Jeffer - der männlichen Hauptperson - konnte ich auch gar nichts anfangen. Der ist so undurchschaubar, so unnahbar. Klar, das macht natürlich auch interessant, aber bei mir hat es irgendwie überhaupt nicht gewirkt. Und dann gab es da auch noch diese Kiki. Ich kann euch jetzt nicht erklären, welche Rolle sie spielt, aber: Die war echt die schlimmste von allen. Obernervig.

Was mich aber trotzdem am Lesen gehalten hat, war diese besondere Stimmung, die von dem Buch ausgeht. Es ist diese Besonderheit des Teenagerlebens, die den Reiz an diesem Buch ausmacht. Man fühlt sich in seine eigene Jugend versetzt, vergleicht Friedas Gedanken mit seinen eigenen und genießt dabei das Lebensgefühl, das die Charaktere ausstrahlen. Die Unbeschwertheit und Sorglosigkeit auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch die Angst vor der Zukunft, die Unsicherheit. Die Stimmung des Buches lässt sich wirklich nur schwer in Worte fassen, aber es ist so eine Stimmung, nach der ich mich manchmal zurücksehne. Die mich wünschen lässt, selbst noch einmal süße 16 zu sein. Und die mich irgendwie auch wünschen lässt, als Teenager in Berlin gelebt und ein Leben wie Frieda und Jeffer geführt zu haben. Wie ihr seht, bin ich mit diesem Buch also tatsächlich fündig geworden bei meiner Suche nach einer Lektüre, wie ich sie in meinem Vorwort beschrieben habe. ;-)

Und plötzlich haben mich die nervigen Eigenschaften der Charaktere nicht mehr gestört. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich nur noch auf Frieda und Jeffer konzentriert habe, weil sich auch die Handlung des Buches mehr und mehr auf diese beiden konzentriert. Gut, dass ewige Hin und Her hat mich gestört. Die beiden sind sich einfach nicht im Klaren darüber, was sie füreinander sind. Es steht immer etwas zwischen ihnen und das steht auch zwischen ihnen und dem Leser. Teilweise ist die Beziehung der beiden zu schwammig, zu unkonkret, was irgendwie anstrengend ist. Ganz anders zum Beispiel als bei "Kirschroter Sommer", das ich euch letztens erst vorgestellt habe, wo die Charaktere und der Leser genau wissen, dass die beiden sich lieben. Hier weiß man das gar nicht so genau.

Ich war dann davon überzeugt, dem Buch nur drei Sterne geben zu können. Man macht sich ja während des Lesens doch schon ab und zu Gedanken darüber, wie man das Buch bewerten wird. Aber dann kamen Szenen, die außerhalb von Berlin spielen. Mehr sag ich jetzt dazu nicht, das solltet ihr dann schon selbst lesen. Wer das Buch schon kennt, weiß aber natürlich, was ich meine. Und diese Szenen haben angefangen, das Ruder rumzureißen. Ich konnte immer noch nichts mit der Beziehung zwischen Frieda und Jeffer anfangen, sie war immer noch zu schwammig. Aber diese Szenen waren sehr emotional, für mich zumindest. Und auch hier habe ich mir gewünscht, selbst mal so wie Frieda und Jeffer gewesen zu sein. So unbeschwert. So frei. So jung und naiv.

Und dann wechselte die Handlung zurück nach Berlin und es kam ein Satz von Kiki, die mich bislang einfach nur genervt hat. Und die mit diesem kleinen Satz Tränen in meine Augen getrieben hat, was ich von diesem Buch nie erwartet hätte. Ich bin gerade selbst überrascht davon, wie emotional ich beim Schreiben dieser Rezi werde und wie emotional auch die Rezi selbst ist. Das schaffen nicht viele Bücher, so etwas bei mir auszulösen. Und es überrascht mich noch mehr, weil ich es von diesem Buch wirklich nie erwartet hätte.

Tja, und dann kam der Schluss, der die Tränen hat fließen lassen. Und der meine Bewertung letztlich auf 4 Sterne erhöht. Der Schluss hätte nicht besser und passender sein können. Ich hätte mir keinen anderen Schluss gewünscht. Und er hat mir echt schwer zugesetzt und dafür gesorgt, dass dann tatsächlich noch die ein oder andere Träne geflossen ist.

Ich kann den holprigen Einstieg und die nervigen Nebencharaktere nicht unbeachtet lassen, ansonsten hätte ich diesem Buch volle fünf Sterne gegeben. Diese Beziehung zwischen Frieda und Jeffer ist ganz, ganz besonders. So zart, aber gleichzeitig auch kompliziert. Irgendwie macht mich das gerade sehr melancholisch und ich könnte jetzt auch kein neues Buch anfangen, weil ich noch in der Geschichte der beiden Teenager gefangen bin.

Ich würde mir wünschen, dass dieses Buch noch viele, viele Leser findet. Sowohl die Autorin als auch die Charakere hätten es verdient.

Und gerade als mir der Gedanke kam, dass ich Jeffer und Frieda so gerne nochmal wiedertreffen würde, so 10 oder vielleicht auch 20 Jahre später, habe ich bei Amazon entdeckt, dass es tatsächlich eine Fortsetzung geben wird! Das Buch erscheint zwar erst im Januar 2014, aber immerhin gibt es überhaupt ein neues Buch über Frieda und Jeffer. Jeffer wird in dem Klappentext zwar nicht erwähnt, aber ich hoffe doch, dass er trotzdem auftauchen wird.

Mein Fazit:
* * * * * *
Ein wunderbar emotionales Buch, das mich nach dem Lesen und auch gerade beim Schreiben dieser Rezi sehr emotional zurücklässt.