Rezension

Das Cover täuscht! Ein Sommer ohne Becca…

Sommerleuchten am See -

Sommerleuchten am See
von Sarah Morgan

Bewertet mit 4 Sternen

》INHALT:

Beste Freundinnen – für immer! Doch was bedeutet dies für Clare und Becca? Von klein auf waren sie unzertrennlich, doch ein Bruch, den die beiden aufgrund von Beccas plötzlichem Tod nicht mehr kitten konnten, schien alles zu verändern. Und nun ist Beccas Mann Jack, mit den beiden Kindern und einer neuen Frau auf dem Weg zu Clare, um den gemeinsamen Sommerurlaub traditionell im Lake District zu verbringen. Nicht nur Clare, sondern auch Flora, der neuen Frau in Jacks Leben, und seiner ältesten Tochter Izzy wird klar: Die Schatten der Vergangenheit haben nicht vor dort zu bleiben…

 

》EIGENE MEINUNG:

Vor einigen Jahren habe ich Sarah Morgan als Autorin für mich entdeckt und war erstaunt, welch tiefgründige Geschichten sich hinter den oft quietschbunten Covern verbergen. Die Gestaltung hat definitiv Wiedererkennungswert und sind klar Geschmackssache, aber bei „Sommerleuchten am See“ war das Cover für mich auch klar irreführend. Auch den Originaltitel „Family for Beginners“ empfinde ich als wesentlich passender.

Handlungsorte: Wir starten mit einem tollen Prolog, aus Sicht von Clare und am Lake District, in die Geschichte und ich war sofort Feuer und Flamme. Entsprechend enttäuscht war ich, als wir dann erst mal nach New York katapultiert werden und hier kommt gleich mein erster Kritikpunkt: Ich hatte mich auf eine sommerliche Reise an einen See gefreut und doch verbringt man einen nicht geringen Teil des Buches erst mal in New York und dabei vor allem an Floras Arbeitsplatz, einem Floristikgeschäft, und in Jacks Wohnung. Erst nach dem, für mich etwas zu langem Kennen lernen mit Jack, Flora, Izzy und der kleinen Molly, durfte ich als Leser endlich wieder zum traumhaften Lake District zurückkehren!

Es ist für mich immer wieder spannend zu erleben wie mich Sarah Morgan an ihre Charaktere fesseln kann, obwohl viele davon nicht in meinem Alter sind oder meiner Persönlichkeit entsprechen. Auch hier haben wir wieder – typisch für die Autorin – mehrere weibliche Hauptcharaktere, aus deren Sicht wir die Geschehnisse verfolgen. Clare ist verheiratet, Mutter und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie ist ehr der schüchterne Typ, aber auch sehr loyal und Beccas Tod hat sie sehr getroffen. Flora ist unheimlich gutmütig, manchmal beinahe naiv zu nennen. Sie hat eine schwere Vergangenheit, die wir nach und nach erzählt bekommen und ist etwa 30 Jahre alt. Und dann ist da noch Izzy, die ältere Tochter von Becca, im Teenageralter. Sie ist unheimlich fürsorglich, stark und zugleich maximal unsicher – die typische explosive Heranwachsenden-Mischung! Erstaunlicherweise konnte ich mit ihr am meisten mitfühlen. Von Clare und ihrem Haus am Lake District hätte ich so gerne noch mehr gelesen. Die Nebencharaktere sind vielfältig und lagen mir mal mehr, mal weniger. Allerdings kamen mir gerade die männlichen Protagonisten dabei in diesem Buch viel zu kurz: Sie wirken für mich eher farblos. Jack konnte mich als Mann auch überhaupt nicht anziehen, war mir in Bezug auf Izzy viel zu wenig einfühlsam, und ich konnte somit Floras Gefühle nur teilweise nachvollziehen. Verbunden sind schließlich alle Protagonisten, auf die ein oder andere Weise, mit Becca. Sie ist der spannende rote Faden…

Geschichte: Für mich kann man hier nicht von einem reinen Liebesroman sprechen – und schon gar nicht von einem seichten! Natürlich geht es um die Gefühle die sich zwischen Flora und Jack entwickeln, aber da ist auch noch so viel mehr. Izzys Ängste, Clares Sorgen, der Mut für das eigene Leben und andere Partei zu ergreifen, Geheimnisse aus der Vergangenheit, die Herausforderungen sich selbst zu finden und weiter zu entwickeln, zwischenmenschliche Beziehungen, Trauerbewältigung,… Diese Mischung hat mir sehr gut gefallen, war nachvollziehbar, anrührend, dramatisch, spannend uvm.

Der Schreibstil von Sarah Morgan war gewohnt flüssig, feinfühlig und leicht zu lesen. Die Beschreibungen vom Lake District konnten mich vollauf begeistern, Gefühle werden stark transportiert und ein Quäntchen Humor lockert die Erzählung immer wieder mal auf. Ein Hauch Erotik ist im Buch ebenfalls zu finden.

 

》FAZIT:

Eine tiefgehende Geschichte über Beziehungen und Familie – mit all der dazugehörigen Freude, dem Schmerz, den Dramen, der nötigen Akzeptanz, Liebe, Trauerbewältigung, Neuanfängen uvm. Allerdings auch ein etwas anderer Sarah Morgan-Roman als bisher gewohnt.