Rezension

Das Gladbecker Geiseldrama als Roman?

Ein deutscher Sommer - Peter Henning

Ein deutscher Sommer
von Peter Henning

Bewertet mit 2.5 Sternen

Klappentext

Am 16. August 1988 überfallen zwei Kriminelle die Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck – es folgt die wohl spektakulärste Geiselnahme der deutschen Nachkriegsgeschichte. Gejagt von einer Journalistenhorde, fliehen sie durchs ganze Land, töten vor laufenden Kameras und werden interviewt, während die Geiseln in Lebensgefahr schweben – ein Sündenfall des Journalismus, ein Offenbarungseid der Polizei. Peter Henning erzählt von Männern und Frauen, die binnen 54 Stunden an den Rand ihrer Existenz gebracht werden und sich entscheiden müssen: für ein richtiges oder falsches Leben. – Ein kühnes Stück Literatur über die deutsche Wirklichkeit.

 

Wer hier einen reißerischen Roman über das Gladbecker Geiseldrama erwartet wird enttäuscht werden. Es wird immer nur in kurzen und kleinen Episoden über die Entführer und ihre Opfer berichtet. Meist sind es Auszüge aus Zeitungsartikeln oder Polizeiberichten, die Henning romanisiert hat. Daneben gibt es sieben weitere Handlungsstränge. Jede erzählt ihre eigene Geschichte und doch haben sie alle eines gemeinsam – es sind 54 Stunden die wir gemeinsam erleben, 54 Stunden in denen jeder einzelne entscheiden muss wie sein Leben weiter geht. 54 Stunden der Angst und immer mit dabei die Meldungen über das Gladbecker Geiseldrama.

Dieses Buch teilt mich. Einerseits finde ich es interessant zu lesen und zu erfahren, wie es den Menschen erging, die während des Geiseldramas gelebt haben. Wie haben sie all dies erlebt. Und schnell stellt man fest … das Leben ging weiter. Jeder einzelne Protagonist hatte mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. So wie ich zu dieser Zeit. Im August 1988 war ich gerade einen knappen Monat verheiratet und habe das meiste eben wie viele andere Menschen aus der Presse mitbekommen. Und wie bei allen anderen ging mein Leben weiter.

Die andere Seite des Buches ist die, dass ich mich heute frage, ob die vielen und vor allem Silke Bischoff noch leben könnten, hätte man den Medien Einhalt geboten. Ich denke, das was die Medien sich dort geleistet haben war einfach unverantwortlich und ich stelle mir die Frage hätte die Polizei nicht vorher schon eingreifen können. Hätte sie nicht diesen Hype verhindern können? Diese Sensationsgier war einfach unverantwortlich. Allein wenn man bedenkt wie sich Rösner und Degowski der Presse präsentiert haben, ja sich wie Stars vorkamen … einfach unbegreiflich!

Medienfreiheit hin oder her … das ging eindeutig zu weit!

Peter Henning hat versucht das Drama von Gladbeck zu romanisieren. Ist es gelungen? Nun ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich fand das Buch war interessant zu lesen, allerdings war ich stellenweise überfordert mit den vielen Personen die in diesem Roman vorkamen. Weniger Nebenschauplätze hätten dem Buch vielleicht gut getan.

Ich kann und möchte keine 100% Empfehlung abgeben und rate jedem selber zu entscheiden, ob er diesen Roman lesen möchte.