Rezension

Das Leben ist keine Sackgasse

Das Leben ist ein listiger Kater - Marie-Sabine Roger

Das Leben ist ein listiger Kater
von Marie-Sabine Roger

Bewertet mit 5 Sternen

Der Einzelgänger Jean-Pierre erwacht schwer verletzt im Krankenhaus und kann sich nicht erinnern, was mit ihm geschehen ist. Ein Student soll ihn bewusstlos aus der Seine gefischt und ihm damit das Leben gerettet haben. Doch damit fängt sein Albtraum erst an, denn nun ist er bewegungsunfähig ans Krankenbett gefesselt und muss sich dem unpersönlichen Krankenhausrhytmus stellen. Die vielen Stunden des Alleinseins lassen ihn ins Grübeln kommen und er zieht die Bilanz seines Lebens. Denn eigentlich hat er damit schon abgeschlossen, würde sich da nicht plötzlich ein ganz anderer Weg aufzeigen.

Marie-Sabine-Roger hat mit unwahrscheinlich viel Feingefühl und Wärme einen Roman über das Alter geschrieben.
Man merkt gar nicht, wie man immer mehr daran denkt, wie es wohl ist, zu altern, allein zu sein, nicht mehr gebraucht zu werden.
Der Krankenhausaufenthalt wird aus der Sicht des alten Herrn zu einem besonderen Erlebnis. Das fehlende Eingehen auf den Patienten, verursacht durch Arbeitsüberlastung oder Routine des Krankenhauspersonals, ist deutlich spürbar. Man leidet mit Jean-Pierre, wenn wieder jemand die Tür zum Flur offenstehenläßt und er sich wie auf dem Präsentierteller fühlt.

Zum Glück bleibt Jean-Pierre dann doch nicht allein. Wenn auch die völlig fremden Besucher zuerst nicht willkommen sind, so wecken sie doch seine Neugier und das Interesse für ein ganz anderes Leben.

Kurze Sätze und der flüssige Schreibstil unterstreichen die Atmosphäre. Besonders erwähnenswert sind die vielen Zitate, die man mit einem Schmunzeln liest.

"....Hier hat man keinen Knochenbruch oder eine Krankheit, man ist dieser Bruch oder diese Krankheit..."

"...Ich habe Erinnerungen. In meinem Alter ist das sicherer, als Pläne zu schmieden..."

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es macht Mut sich dem Alter zu stellen, denn wenn man mit offenen Augen dem Leben begegnet tut sich immer wieder ein neuer Weg auf.