Das Spiel der Schwestern
Bewertet mit 4 Sternen
Klappentext:
In Dreizehneichen gehen die Uhren buchstäblich anders...
Momme Bang hat panische Angst vor der Zahl 13. Dann wird er ausgerechnet in einen verborgenen 13. Bezirk Berlins gelotst und landet in einer merkwürdigen Zeit, in der alle Errungenschaften der Moderne abgelehnt werden. Doch hinter der traditionalistischen Fassade dieses bizarren in der Zeit eingefrorenen Berliner Stadtteils tobt ein Machtkampf, und Momme findet sich im Zentrum einer Verschwörung wieder …
Ein verlassenes Gästehaus ist seine letzte Chance: Auf der Flucht vor seinen krankhaften Zwängen kommt Momme in dem Gemäuer als Haushüter unter. Seiner Angst vor der 13 aber entkommt er nicht: Momme entdeckt ein 13. Zimmer, das es angeblich nicht gibt. Auch scheint im Haus das Gespenst einer weißen Frau umzugehen. Auf ihrer Spur gelangt Momme in einen geheimen Stadtteil Berlins, der das Gegenteil der modernen Metropole ist: Elektrizität ist dort verboten, gegen den Fortschritt hat man die Rückkehr zu einer ewigen Wahrheit gestellt. Mommes Eindringen aber bringt die Verhältnisse ins Rutschen. Oberst Secundus Falke etwa, der den Fall Bang untersucht, spielt ebenso ein doppeltes Spiel wie ein gewisser Hinckeldey, der die radikale »Legion des Heiligen Uriel« befehligt. Und das Schicksal des Mannes, der Momme eingeschleust hat, scheint eng verknüpft mit dem Widerstand einer Organisation namens »Die Schwestern«. Bald geht es um Leben und Tod.
Rezension:
Momme Bangs panische Angst vor der Zahl 13 hat ihm schon das gesamte Leben versaut. Sein Studium musste er abbrechen, bei jedem Job wurde er schnell wieder gekündigt, denn wer braucht schon eine Bedienung im Café, die keine Summe kassiert, in der 13 Euro oder 13 Cent vorkommen, wer einen Kurierfahrer, der keine Sendungen in Hausnummern 13 zustellt? Sogar den Räumungsbescheid für seine Wohnung hat er übersehen, weil er Briefe, die am 13. eintreffen, ungesehen vernichtet. Mit viel Glück bekommt er dann doch noch einen Hausmeisterjob. Und sein neuer Chef weiß sogar, dass Momme unter der Dreizehnfurcht leitet – und dass diese ‚Krankheit’ handfeste Gründe hat.
Dieses Weltenreise-Abenteuer von Wieland Freund fällt selbst im Urban-Fantasy-Genre weit aus dem gewohnten Rahmen. Übliche Fantasy-Elemente fehlen hier nämlich komplett. Zauberei oder magische Wesen existieren in dieser Geschichte nicht. Stattdessen steht eine Parallelwelt, ein von unserer Welt abgetrennter Bereich Berlins namens Dreizehneichen, in dem die Uhren im wörtlichen Sinne anders gehen, im Zentrum des Geschehens. Die einzige Verbindung stellen einige wenige Türen mit der Zahl 13 dar, die aber nur von sehr wenigen Menschen unserer Realität wahrnehmbar sind. Damit arbeitet der Autor Themen wie technisierte Welt vs. Traditionen oder Weiterentwicklung vs. pseudo-religiösem Beharren auf dem Vorherbestimmten auf. Der junge Protagonist wird hier zum Spielball der Auseinandersetzungen. Die Zahl 13 ist dabei schnell seine geringste Sorge. Das Ende wirkt dann fast etwas abrupt, und manche Detailfragen bleiben offen. Auf eine Fortsetzung deutet das Ende allerdings nicht hin.
Nachdem der Autor den Anfang aus Sicht seines Hauptprotagonisten erzählt, wechseln sich die im Fokus stehenden Charaktere später ab.
Fazit:
Dieses Buch gewinnt seinen Reiz hauptsächlich aus der außergewöhnlichen Idee, die den Leser fernab gewohnter Pfade führt.
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