Rezension

Der Beweis: in kleinen Verlagen finden sich wahre Perlen!

Montagsmeeting
von Kai Preißler

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

Thomas "Hirni" Krallmann hat sich nach Endlosstudium der Germanistik tatsächlich einen Traumjob in einer Eventagentur gekrallt. Blöd nur, dass die Sache einen Haken hat: er ist unterbezahlter Praktikant, darf aber für die heiße Kathrin die Arbeit erledigen. Da Männer besser gucken können als denken, merkt Hirni ziemlich spät, wie der Hase läuft und wer es wirklich gut mit ihm meint. Aber Hirni wäre nicht Hirni, wenn am Ende von sehr vielen sehr tiefen Fettnäpfchen und Fallstricken nicht die Aussicht auf ein glänzendes El Dorado stünde ....

Humor ist immer so eine Sache. Sehr schnell wird das platt und billig (mein Beispiel hierfür: Mario Barth) und vor allem tierisch abgedroschen. Kai Preißler hat es geschafft, auch schon öfter benutzte Gags neu aufzupolieren und so zu verarbeiten, dass sie neu und überraschend sind und den Leser immer wieder zum laut Auflachen bringen. Auch wenn er Promis (ganz gleich, ob A oder Z) "auftreten" lässt, ist das urkomisch, aber nie gemein oder bissig. Er hat ein tolles Auge für die typischen Charakteristika von Jauch und Katzenberger, aber auch von "Hinz und Kunz" - und jeder kann ein Stückchen von sich selbst entdecken oder von Menschen aus der eigenen Umgebung. Missgeschicke, die jedem von uns passsieren können oder sogar passiert sind, geschehen Hirni in gesteigerter Form, aber dermaße sinnig und schlüssig erzählt, dass man das Gefühl hat, man muss Hirni unbedingt beistehen.

Die unterschiedlichen Protagonisten sind so herrlich gezeichnet, dass man sie bildlich vor sich sieht und sich eine Verfilmung bestens vorstellen kann. Nein, es würde kein Oskarpreisträger werden, aber feine, humorvolle, lustige Unterhaltung - und das ist gar nicht wenig. Hält Lachen doch jung und gesund! Ob nun Hirni selbst oder die Praktikantin Whitney, ob die männerverschleißende Kathrin oder der Beinaheschwiegervater von Hirni, der "Imker", ob das Zaubererduo oder die esoterisch angehauche Ella, ob der ehemalige Grundschulklassenkamerad Ulf oder der Nachbar Kottge - alle alle alle Protagonisten machen echt Laune, sind Individualisten und echte Originale - und alle entwickeln sie mit Hirni zusammen eine Story, die absurd und logisch zugleich ist.

Ich jedenfalls habe mich königlich amüsiert und wäre von weiteren Hirni-Abenteuern sehr angetan. Auch wenn ich dem Lektor des Buches vorher gern noch ein paar Nachhilfestunden geben würde, damit die das/dass-Fehler und ein paar Bolzen wie "wage" statt "vage" nicht wieder vorkommen. Kai Preißler jedenfalls sollte man sich merken. Er schafft es, den Leser den grauen Alltag coloriert sehen zu lassen und über sich selbst und die eigenen Macken lachen zu können. Genau das brauchen wir!

Von mir deshalb für diesen sympathischen Autor und sein Buch in einem kleinen Verlag von Herzen fünf dicke, glänzende Sterne! Weiter so!

★★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»