Rezension

Deutsches Mittelalter

Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé

Das Haupt der Welt
von Rebecca Gablé

~~Diesmal also keine Fortsetzung der Waringham-Reihe, keine englische Geschichte, sondern ein historischer Roman über den Beginn des deutschen Mittelalters und Otto I., der auch "der Große" genannt wird, wobei er sich allerdings den Platz im Zentrum des neuen Werkes von Rebecca Gablé "Das Haupt der Welt" mit Tugomir, dem Sohn eines slawischen Fürsten, teilen muss.

 Tugomir ist noch in der Ausbildung zum Priester, als die Truppen des Sachsenkönigs Heinrich I. einfallen und sowohl ihn als auch seine Schwester Dragomira als Geisel an den sächsischen Hof verschleppen. Dragomira arrangiert sich recht schnell mit der neuen Situation und wird die Geliebte des Thronfolgers Otto, dessen Kind sie dann auch zur Welt bringt. Natürlich ist dies keine standesgemäße Verbindung, und so wird Dragomira in ein Kloster verbannt.

 Bereits während seiner Priesterausbildung gilt Tugomirs besonderes Interesse der Heilkunde, und seine erworbenen Fähigkeiten sind ihm auch in Gefangenschaft dann und wann nützlich. Das Blatt wendet sich für ihn, als er dem plötzlich erkrankten Otto das Leben rettet, weil dessen Leibärzte hilflos sind. Aber nur widerstrebend nimmt Tugomir dessen Gunstbeweise an, will er doch nicht der Freund des Feindes sein, sondern nur wieder zurück in seine Heimat.

 Als sich jedoch nach Ottos Krönung dessen Gegner zusammentun und seinen Sturz vorbereiten, bittet der König Tugomir um Hilfe. Wird er Loyalität mit seinem Feind beweisen und dessen Ansinnen erfüllen?

 Rebecca Gablés historische Romane zeichnen sich immer durch eine gut geplottete Geschichte und einen immensen Detailreichtum aus. Offenbar verfügt die Autorin, die ein abgeschlossenes Studium der Mediävistik vorweisen kann, über ein profundes Wissen des deutschen und englischen Mittelalters. Sehr gekonnt und mit leichter Hand flicht sie die Besonderheiten dieser Zeit gekonnt in ihre Geschichte ein, sodass diese ein hohes Maß an Authentizität erhält.

 Dabei langweilt sie den Leser nicht mit trockenen Fakten, sondern weckt im Gegenteil dessen Neugier an den verbürgten Ereignissen. Ihre Protagonisten wirken "echt", deshalb verzeiht man der Autorin auch das einen oder andere Klischee, gerade wenn es um das Verhalten der Widersacher ihrer Protagonisten geht.

 "Das Haupt der Welt" ist ein unterhaltsamer historischer Roman, bei dem durch die Geschichtsschreibung verbürgte Ereignisse mit fiktionalen Schilderungen verquickt sind.
 Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Bücher von Rebecca Gablé, die sich mit der englischen Historie beschäftigen, um einiges ansprechender finde, da diese weitaus "bunter" und lebendiger auf mich wirken, da sie auch das Alltagsleben des einfachen Volkes beschreiben. Dies habe ich in dem vorliegenden Roman leider vermisst.