Rezension

Geschichte zum Anfassen

Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé

Das Haupt der Welt
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzmeinung:

Genre: Historischer Roman

Handlung: Wir lernen in diesem historischen Roman viel über einen älteren Teil der deutschen Geschichte. Als Leser ist man dabei, als König Heinrich I, König des Ostfränkischen Reichs, seine Grenzen sichert, gegen die "wilden", barbarischen und ungläubigen Slawen kämpft und die Ungarn vertreibt. Hautnah erleben wir, wie er seinen mittleren Sohn bevorzugt, ihn noch zu Lebzeiten zu seinem Nachfolger benennt und wie Otto zu König Otto I, Otto der Große, wird. Nebenbei bekommen wir auch über Tugomir, den gefangengenommenen slawischen Prinzen, Einblicke in das Leben der Slawischen Völker. Eine spannende Geschichte über die Geschichte entfaltet sich...

Charaktere: Es ist sehr gut, dass es in diesem Roman eine Dramatis Personae gibt, denn der Leser muss mit einer Flut von Figuren, insbesondere von vielen historischen Personen, auskommen und versuchen, den Überblick nicht zu verlieren. Dabei ist das Personenregister absolut hilfreich. Es gibt einige Chraktere, die die Funktion einer Hauptfigur wahrnehmen. So sind neben der ganzen Königsfamilie Heinrichs I. und später Ottos I. auch das slawische Geschwisterpaar Tugomir und Dragomira im Fokus. Wie man es von Rebecca Gablé gewohnt ist, werden auch in diesem Roman die Charaktere sehr gut und tief ausgearbeitet. Keine ist platt und eindimensional. Auch die Antagonisten haben ihre hellen und spannenden Seiten. 

Spannung: Der Hauptteil der Spannung liegt auf dem Erzählstrang des Slawenprinzen Tugomir. Als Kriegsgefangener und Sklave König Heinrichs I. stellt sich die Frage, wie wird sein Leben weitergehen? Welche Höhen und Tiefen muss er überstehen und wird er das alles überleben? Da dies ein historischer Roman ist und sich deshalb natürlich größtenteils auf historische Fakten stützt, ist der Erzählstrang von König Heinrich I. Otto des Großen nicht ganz überraschend. Doch die Autorin schafft es durch ihre erzählerische Kunst auch hier den Leser tief in das Buch versinken zu lassen und dabei gespannt zu sein, wie sich welche Intrigen entwickeln und wer welchen Krieg gewinnt oder verliert.

Schreibstil: Rrebecca Gablé schafft es ihren epischen Roman kurzweilig erscheinen zu lassen. Die Charaktere sind immer in Bewegung und durch interessante und gelungene Dialoge liest sich das Buch sehr leicht und flüssig.

Ende: Zum Schluss hin häufen sich die Kriegsszenen sehr und waren mir dann irgendwann ein bisschen zu viel. Obwohl diese natürlich historisch belegt sind, spürte man ab einem gewissen Zeitpunkt, dass das Ende naht und das Lesen wurde hin und wieder etwas zäh. Dennoch ist Rebecca Gablé der Abschluss gelungen, der den Roman gekonnt abrundet.

Hörbuch: Über BookBeat konnte ich hin und wieder in das ungekürzte Hörbuch, gelesen von Detlef Bierstedt, reinhören. Es ist eine prima Alternative, wenn einem das Buch mit 864 Seiten zu dick und zu schwer zum Halten ist und man sich lieber vom Sprecher in die Geschichte hineinversetzen lassen möchte.

Fazit: Ein gekonnter Auftakt zur Reihe Otto der Große und eine interessante Aufarbeitung der frühen deutschen Geschichte des 10. Jahrhunderts. Mich animierte das Buch zur Recherche der historischen Fakten, über die ich alles nachlesen wollte. Ein historischer Roman, der gleichzeitig unterhält als auch informiert. Genau so, wie ich solche Schmöker liebe und von der Autorin auch bisher gewöhnt war. Ein echter Gablé!