Rezension

Die 60 er Jahre gut rübergebracht

Die Dorfschullehrerin -

Die Dorfschullehrerin
von Eva Völler

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Jahre sind inzwischen vergangen, seit Helene ihre Tochter Marie nach der dramatischen Flucht endlich wieder in die Arme schließen konnte. Mit Tobias hat es nicht geklappt und Helene lebt mit Marie in Frankfurt. Durch Reinhold und Christa die nun in Kirchdorf ansäßig sind haben sie jedoch noch Kontakt ins Zonengrenzgebiet.

Dann bekommt Helene das Angebot, an ihrer alten Wirkungsstätte, als Rektorin anzufangen. Das wühlt alte Gefühle wieder auf.

 

Das Cover des Romans ist dem des ersten Bands sehr ähnlich und hat somit einen hohen Wiedererkennungswert. 

 

Die Geschichte ist in verschiedene Handlungsstränge, die sich immer mal wieder begegnen, unterteilt.

Da ist zum einen natürlich Helene mit ihrer Tochter Marie, der Arzt Tobias mit seiner Tante und seinem Sohn Michael, dessen Arzthelferin Agnes mit Familie und Freund, dann Helenes Vater Reinhold mit seiner Frau Christa und deren Mutter sowie Isabella, die Hebamme des Ortes und Freundin von Helene.

 

Von allen erfahren wir immer mal wieder etwas. So hat sich Reinhold gut eingelebt und führt in Kirchdorf nun eine Tierarztpraxis. Christa hat Schwierigkeiten, nicht nur mit dem Neuanfang. Ihre Mutter entwickelt sich zur „Dorfzeitung“ .Sie kennt schon jeden und weiß über alles Bescheid.

 

Helene erfreut sich an der neuen Aufgabe, obwohl ihr die Arbeit so manches Mal über den Kopf wächst, und auch die Situation zwischen ihr und ihren Liebsten frisst sie fast auf.

 

Marie ist unzufrieden mit ihrer Schule, mit dem Umzug, mit ihrer Mutter und einfach mit allem. Volle Pubertät eben.

 

Tobias kann sich nicht damit abfinden das die Sache mit Helene und ihm in die Brüche ging.

Seine Arzthelferin Agnes hat ihre Ausbildung fertig. Sie träumt von der Medizin, aber Familie und Freund bereiten ihr viele Sorgen.

 

Und zum guten Schluss noch Isabella, die zu spüren bekommt, dass die Zeiten einer Dorfhebamme dem Ende zu gehen und auch in Liebesdingen nicht wirklich alles so läuft wie erhofft.

 

Alles in allem wieder eine runde Sache, die sich wunderbar locker und leicht lesen ließ. Es verlief nicht so dramatisch wie der erste Teil, hatte aber mit ihren Themen Depression, Rassismus, Dorfleben, Sexualität und Zonenrandgebietsproblemen wieder einiges zu bieten. Manches auch was man vielleicht nicht so kannte, oder was man in den Jahren schon wieder vergessen hatte.

 

Auf jeden Fall spiegelt der Roman das Leben in den 60er Jahren im ländlichen Zonenrandgebiet gut wieder, auch wenn sich am Ende über alles der Weichmacher ergoss und selbst die größten Katastrophen noch abgewendet werden konnten.

 

Aber auch das passt. Ist halt wie in den Filmen aus den 50 er und 60 er Jahren. Heile Welt. Und in unsicheren Zeiten wie den unseren gerade, vielleicht auch nicht das Schlechteste, wenn man sich in solche Geschichten weg träumen kann.

 

Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen.