Rezension

Die Allgemeinheit steht an erster Stelle

Keine Gnade - Daniel Annechino

Keine Gnade
von Daniel Annechino

Bewertet mit 4 Sternen

Julian ist jung, hat eine kleine Familie mit Frau und 2 Töchtern, ist ein erfolgreicher Kardiologe und dennoch ist Julian nicht der nette Mann von nebenan.
Julian hat ein großes Ziel vor Augen, er möchte gern den Förderpreis der GAFF und forscht nach einer Möglichkeit, Menschen mit Vorhofflimmern zu heilen. Dafür geht er buchstäblich über Leichen.
Er fesselt seine Opfer an allen vier Gelenken ans Bett, schließt sie an einen Herzmonitor an und beginnt dann mit seinem „chirurgischen“ Eingriff. Seine Opfer leiden dabei elendig. Leider mißglückt sein Experiment, seine Opfer am Leben zu erhalten. Er packt sie in Designerklamotten und legt sie an einer Stelle ab, wo sie schnell gefunden werden. Es spielt für ihn keine Rolle, ob seine Opfer männlich oder weiblich sind. Doch er hat ein Problem: er kann nicht richtig arbeiten, planen und seine Opfer in die Falle locken: er weiß nicht, wie er es vor seiner Frau verheimlichen soll. Er verstrickt sich in Lügen, um mehr Freiraum für seine Experimente zu bekommen. Doch seine Frau wird mißtrauisch. Hinterfragt alles und spioniert ihm sogar hinterher, weil sie eine Nebenbuhlerin vermutet. Sie ahnt nicht, was sie ihm damit für einen Gefallen tut. Kann ihn jetzt noch jemand aufhalten? Denn für ihn zählt nicht das Wohl des Einzelnen, sondern das der Mehrheit. Er kennt wirklich keine Gnade.
Sami Rizzo ist seit 2 Jahren, seit sie dem letzten Serienkiller entkommen ist, aus dem Polizeidienst ausgeschieden. Seitdem „plagt“ sie sich mit einem Studium und Sozialdiensten. Und sie kann Simon nicht wirklich vergessen. Immer wieder wird sie von ihm in ihren Alpträumen heimgesucht.
Trost und Halt findet sie seitdem bei ihrem Kollegen und Partner Alberto Diaz. Sie beide haben Simon vor 2 Jahren zur Strecke gebracht.
Als Al in diesem neuen Fall zu ermitteln beginnt, bekommt er einen Anruf aus Brasilien, daß seine Schwester einen Verkehrsunfall hatte und nun im Koma liegt. Doch mit der Abreise von Al nach Rio wächst der Druck auf die restliche Belegschaft, den Täter dingfest zu machen, ehe ein neues Opfer zu Buche schlägt.

Meine Meinung:
Wieder einmal ist Daniel Annechino ein wunderbarer Thriller gelungen. Noch intensiver kann man an den Handlungen und Aktivitäten des Serienkillers teilnehmen und immer wieder hofft man, daß ihm bald das Handwerk gelegt wird. Parallel nimmt man an den Ermittlungen der Polizei teil. Und hier möchte man die Detectives am liebsten in die richtige Richtung schubsen. Ein gelungenes Katz-und-Maus-Spiel, mit einem kleinen Wermutstropfen: der private Teil von Sami und Al ist doch sehr überwiegend in diesem Band. Ich hatte manchmal das Gefühl, daß Julian eher Randfigur ist.
Stattdessen stand Sami (gefühlt) im Mittelpunkt. Teilweise in ihrem Selbstmitleid badend, teilweise doch als starke Persönlichkeit. Und dann läßt sich Al auch noch etwas zu  Schulden kommen.....
Manches Mal too much.
Obwohl es eine Fortsetzung zu „Leise stirbst Du nie“ ist, kann man diesen 2. Teil auch separat lesen. Daniel Annechino geht, soweit es für diesen Fall notwendig ist, in angemessenem Maße auf die relevanten Begebenheiten des ersten Teils ein.