Rezension

*+* Die Kämpfe des Olivier *+*

Die Frucht des Ölbaums - Der Ketzer - Gabrielle C. J. Couillez

Die Frucht des Ölbaums - Der Ketzer
von Gabrielle C. J. Couillez

Bewertet mit 4 Sternen

"Ich wollte ein vollkommener Ritter sein. Alle Zeit meines Lebens habe ich gekämpft: Für die Freiheit meines Heimatlandes Okzitanien und sein Volk, für meine Ideale, um mein Überleben... Ein vollkommener Ritter bin ich nie gewesen. Es wird Zeit, dass die Welt die Wahrheit erfährt!"
Quelle: www.frucht-des-oelbaums.de

Leseprobe:
http://www.frucht-des-oelbaums.de/leseproben/47-leseprobe-aus-dem-kapite...

Das Cover:
Eine Burg steht in Flammen, was bezeichnend für die damalige Zeit ist. Dies ist ein Bild, das ich während der Lektüre des Buches leider oft vor meinem inneren Auge sehe.

Meine Zusammenfassung und Meinung:
„Der Ketzer“ ist Teil 1 der Trilogie „Die Frucht des Ölbaums“. Das Buch beginnt mit einer Übersichtskarte des Katharer-Kreuzzugs, enthält auch innerhalb des Romans Bilder der erwähnten Schlösser, sodass man eine bessere Vorstellung des Beschriebenen bekommt.
Das historische Roman handelt in erster Linie vom Leben des Olivier von Termes. Während der Leser den Baron in seiner Entwicklung vom Kind zum älteren Mann begleitet, erfährt er einiges über die damalige Zeit, manches detailliert beschrieben, manches nur am Rande gestreift.
Die Erzählung ist in der Gegenwart geschrieben, was die ohnehin oft bildhaften Schilderungen noch ein wenig lebendiger erscheinen lässt.
„Der Ketzer“ beginnt damit, dass Olivier Vater und Heimat verliert und mit seiner Mutter und seinen Geschwistern ihr Schloss Termes verlassen müssen. Hier habe ich genauso wie an vielen weiteren Stellen im Roman mit ihm und den anderen betroffen Menschen mitgelitten und gehofft, dass sich alles zum Guten wenden möge.
Die Charaktere werden teilweise sehr detailliert geschildert, sodass ich beim Lesen schon die eine oder andere Sympathie entwickelte. Mit vielen Protagonisten konnte ich aber gar nicht, was kein Wunder ist, denn die Sitten, Gebräuche und Ansichten der damaligen Zeit stoßen bei mir oft auf Unverständnis und Ablehnung. Aber so war sie, diese Zeit.
Beim Lesen spürte ich oft den Spaß, den die Autoren während des Schreibens hatte. Sie hat sehr umfangreich recherchiert und den Leser nicht nur über die geschichtlichen Fakten der damaligen Zeit informiert, sondern auch an vielen Stellen die damaligen Sitten und Gebräuche dargelegt. So staunte ich beispielsweise, dass es in dieser Zeit einen Ritus gab, der den frisch gebackenen Ehemann dazu bringen sollte, seinem Weib auf immer und ewig treu zu sein. Ob es etwas genutzt hat? Lassen Sie sich überraschen!
Gut gefallen hat mir die sprachliche Umsetzung der Geschichte. Neben den damaligen Anredeformen verwendet die Autorin oft auch Bezeichnungen dieser Zeit, was den Roman sehr authentisch wirken lässt.
Was ich ein bisschen schade fand, war, dass viele geschichtliche Daten und Fakten oft nur angedeutet wurden und meist nur erwähnt anstatt weiter ausgeführt. Da hätte ich mir, da ich in dieser Zeit des 13. Jahrhundert wenig bewandert bin, etwas mehr Tiefe gewünscht. Dafür hätten für meinen Geschmack die privaten Gespräche und Liebesspiele des Barons etwas eingekürzt werden können. Ansonsten hat mir dieser historische Roman ganz gut gefallen und ich konnte dem roten Faden, Oliviers Lebensweg, gut folgen.
Der Baron von Termes hatte es nicht leicht, bzw. hat er es sich oft nicht leicht gemacht. Wenn er nicht gerade in einer Schlacht war, um seinen Besitz zu verteidigen oder dem Land und Volk zu dienen, befand er sich oft im Kampf mit sich selbst. Er war auf der Suche nach der wahren Religion und fühlte sich als Katharer oft nicht vollkommen. Auch mit der Liebe haderte er und machte sich das Leben schwer. Und immer wieder hoffte ich, dass er den Dreh kriegt.....
Und über all diesen Kämpfen schwebte ab einem bestimmten Zeitpunkt beständig das Damokles-Schwert der Inquisition, dem Olivier keineswegs zum Opfer fallen wollte.
Lassen Sie sich einfangen von der Stimmung des 13. Jahrhunderts! Dieser mittelalterliche Roman ist so sehr lebendig geschrieben, sodass die 700 Seiten nicht allzu lang werden.
Am Ende des Buches hat Frau Couillez ein umfangreiches Personen-Register ergänzt, was die Zuordnung der einzelnen Charaktere etwas erleichtert, denn damals war die Vielfalt an Vornamen nicht allzu groß. So hatte z.B. Olivier, dessen Vater und auch andere Charaktere im Buch Raymond hießen, eine Schwester und eine Halbschwester namens Raymonde und einen Halbbruder Raymond. Ebenso findet sich im Anhang eine sehr detaillierte Zeittafel sowie weitere Anmerkungen.
Da in „Die Frucht des Ölbaums – Der Ketzer“ wie schon erwähnt sehr viele Personen Erwähnung finden und auch die Namensvielfalt nicht allzu groß war, finde ich dieses Glossar sehr hilfreich. Da dieses sicher häufig genutzt wird, empfehle ich allen, die sich Buch kaufen wollen, ein paar Euros mehr zu investieren die Print-Version zu erwerben. Da blättert es sich einfach leichter. Außerdem erhält man beim Kauf der Printausgabe automatisch das eBook dazu!

Mein Fazit:
Ein sehr gut recherchierter Roman mit ansprechender Umsetzung, der jeden Freund und Kenner der damaligen Zeit überzeugen sollte! Ich vergebe wegen meiner Kritikpunkte 4 von 5 Sternen.

Infos zum Buch gibt es hier:
http://www.frucht-des-oelbaums.de/