Rezension

Interessanter und spannender historischer Roman

Die Frucht des Ölbaums - Der Ketzer - Gabrielle C. J. Couillez

Die Frucht des Ölbaums - Der Ketzer
von Gabrielle C. J. Couillez

Bewertet mit 5 Sternen

„…Der Krieg befriedigt mich nicht. Im Gegenteil: Er macht mich leer…“

 

Wir schreiben das Jahr 1210. Baron Raymond de Termes wird in seiner Burg von Kreuzrittern belagert. Als die Verteidigung aussichtlos erscheint, führt er seine Frau und die Kinder durch einen Geheimgang aus der Burg. Seinem 10jährigen Sohn Olivier übergibt er sein Schwert. Der Junge wird seinen Vater nie wiedersehen. Diese Augenblicke des Abschieds werden sein Leben prägen. Benoit, der Bruder des Vaters, begleitet sie. Er ist überzeugter Katharer.

Die Autorin erzählt auf spannende Weise das Leben des Olivier de Termes und damit gleichzeitig die Geschichte Okzitaniens zur Zeit der Katharer. Es ist eine Zeit von Kämpfen und Unterwerfung. Nicht nur die Katharer und die katholische Kirche stehen sich gegenüber. Der Adel von Okzitanien muss seine Freiheit gegen den französischen König verteidigen.

Während viele der Adligen auf Krieg setzen, entwickelt sich Olivier zu einem geschickten Diplomaten. Es geht ihm nicht nur um sein eigenes Leben und das seiner Familie, sondern auch um die Bevölkerung seiner Städte und Dörfer. Doch Olivier ist innerlich zerrissen. Weder der Glaube der Katharer, noch der Katholizismus kann ihn vollständig überzeugen. Genau diese Situation wird im Buch deutlich herausgearbeitet. Dadurch lerne ich als Leser nicht nur den Glauben der Katharer kennen, sondern es fallen Sätze, die man mehrmals lesen sollte. Zu den Höhepunkten der Geschichte gehört das Gespräch von Olivier mit Franz von Assisi.

Viel Raum bleibt für das Privatleben von Olivier. Er erweist sich als liebevoller Vater. Zu seinen Geschwistern hat er ein gutes Verhältnis. Dafür ist sein Verhalten gegenüber den Frauen in seinem Leben schwierig.

Die Autorin hat die historischen Gegebenheiten umfassend in die Handlung einbezogen. Das zeugt von umfangreicher Recherche und gibt dem Roman seine hohe Authentizität. Der Bogen der Geschichte wird bis nach Bulgarien und selbst zu Kaiser Friedrich gespannt. Die dafür notwendigen Reisen werden ausführlich und anschaulich beschrieben.

Die vielseitige und abwechslungsreiche Geschichte lebt nicht nur durch die Kriegsereignisse, sondern insbesondere durch die verschiedenartigen Beziehungen zwischen den handelnden Personen. Dabei hat die Autorin alle gut charakterisiert und ihre Stärken und Schwächen gleichermaßen herausgearbeitet. Unterschwellig ist an vielen Stellen zu spüren, dass Krieg nie die Lösung sein kann, sondern nur neue Auseinandersetzungen provoziert.

Das Buch ließ sich zügig lesen. Der Schreibstil entspricht der Thematik. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern, ist aber genauso in der Lage, Gefühle durch Worte auszudrücken.   

Das Buch wird ergänzt durch eine Zeittafel, ein Personenregister, die Aufführung der Quellen und abschließende Anmerkungen.

Im E-book gibt es als Besonderheit eine Vielzahl von Fotos der Handlungsorte.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die historischen Abläufe wurden lebendig dargestellt. Die Geschichte ist bewegend und interessant erzählt.