Rezension

Die Kraft des Geistes...

Der Hut des Präsidenten
von Antoine Laurain

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine Rezension zu einem Buch zu schreiben, vom dem man restlos begeistert ist, ist nicht einfach. Man gerät in die Gefahr ein Superlativ nach dem anderen zu benutzen und genau das möchte ich tun.

Es ist ein wunderbares, beglückendes Buch, das keinen Leser ungerührt zurücklässt. In jedem Abschnitt, in jedem Kapitel steckt soviel Lebensweisheit und Philosophie, dass man es  im Anschluss gleich ein zweites Mal, und dieses Mal noch langsamer und genussvoller lesen sollte.

Der Hut, ein klassisches, eher unscheinbares Kleidungsstück, das sein Besitzer, der französische Staatspräsident F. Mitterand in einer Brasserie vergisst, beginnt zu wandern. Er wird mitgenommen, gefunden, ausgesetzt, verwechselt und gestohlen. Aber keiner seiner zeitweiligen Träger wird den Hut tragen können, ohne sich zu wandeln. In allen Fällen ist dieses schwarze Stückchen Wollfilz ein Auslöser für eine neue Weltsicht. Das ist für manchen der Besitzer befreiend, manchmal auch beängstigend, aber man hat keine Wahl, es ist der Hut, der die Wahl trifft.

Es ist das Paris der 80iger, in das der Autor entführt. Die Bürger erregen sich über modern-markante Bauwerke, die unter Mitterands Regierungszeit entstehen: die berühmte Pyramide vor dem Louvre, die Grande Arche und die Bibliothèque nationale,  mit denen sich F.M. ein Denkmal schuf. Heute kann man sich Paris ohne diese Bauten nicht mehr vorstellen und wahrscheinlich weiß niemand mehr, warum sich das Großbürgertum so dagegen ereiferte.

Daniel, Fanny, Pierre und Bernard sind die "Hutträger", deren Leben so nachhaltig verändert wird, aber liegt es nur an diesem magischen Kleidungsstück? "Ich glaube an die Kraft des Geistes und werde euch nicht verlassen." Das sind die letzten Worte F. Mitterands und gleichzeitig die letzten Worte des Buches. Ein schöner, passender Schlusssatz.

Antoine Laurain hat ein schmales, fast schon altmodisch komponiertes Buch geschrieben, dass keinen Leser unberührt lässt. In seinen Kapiteln ist so viel Alltagsweisheit und Lebensklugheit zu lesen, dass jeder, der das Buch aus der Hand legt, bereichert wurde.
Die Sprache ist charmant und voll Esprit, dabei von einer augenzwinkernden Heiterkeit, dass fast jeder Satz zum Bonmot taugt.
Wer dieses Buch nicht gelesen hat, der hat etwas versäumt.