Rezension

Die Machenschaften der Fleischindustrie

Am zwölften Tag - Wolfgang Schorlau

Am zwölften Tag
von Wolfgang Schorlau

Die Kriminalromane Wolfgang Schorlaus mit seiner Hauptfigur Georg Dengler, ehemaliger BKA-Ermittler und nun Privatdetektiv, zeichnen sich dadurch aus, dass ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema im Mittelpunkt steht, um das sich die Handlung rankt. Ob das nun die Privatisierung der Wasserversorgung oder die kriminellen Machenschaften der Pharmaindustrie sind, der Autor will nicht missionieren, sondern Vorgänge transparent machen und Denkprozesse bei den Lesern in Gang setzen, die im günstigsten Fall auch zu Verhaltensänderungen im Alltag führen. Das unterstelle ich ihm jetzt einfach einmal so …

Und das ist gerade bei dem Thema, das sich Schorlau für sein neuestes Werk „Am zwölften Tag“ ausgesucht hat, dringend gefordert, denn wahrscheinlich wissen viele Leser nicht, unter welch skandalösen Bedingungen für Mensch und Tier das billige Schnitzel auf dem Teller erzeugt wird.

Offenbar ist Geiz immer noch geil, gerade bei Lebensmitteln, denn lediglich 11,5 % des verfügbaren Einkommens werden in Deutschland für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke ausgegeben (der EU-Durchschnitt liegt bei 12,9 %). So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Griff in die Kühltruhe des Discounters eher die Normalität ist, als der Einkauf beim Bauern oder dem Metzger vor Ort.

Georg Dengler ist auf der Suche nach seinem spurlos verschwundenen Sohn Jakob, der eigentlich mit drei Freunden Urlaub machen wollte. Als er dessen Zimmer durchsucht, findet er neben Aufklebern  schockierende Videos von Schweine- und Putenmastanlagen, und die Anzeichen mehren sich, dass Jakob und seine Freunde Nachforschungen in einem höchst gefährlichen Milieu betreiben. Und dabei geht es nicht nur um die skandalösen Lebensbedingungen der Tiere, sondern auch um die der Menschen, meist Osteuropäer, die illegal und ohne Rechte in der Fleischindustrie beschäftigt sind.

Profitgier und Skrupellosigkeit auf der einen, Naivität und Idealismus auf der anderen Seite – aus dieser Dualität bezieht „Am zwölften Tag“ seine spannende Handlung, die den Leser bereits nach wenigen Seiten packt und nicht mehr loslässt. Die Geschichte legt durch die kurzen Kapitel von Anfang an ein hohes Tempo vor, das lediglich durch die Monologe des „Kaisers“ Carsten Osterhannes leicht gebremst wird. Ich fand diesen Kniff allerdings sehr gelungen, denn in diesen Einschüben transportiert Schorlau die vielfältigsten Hintergrundinformationen über die Fleischindustrie für seine Leser.

Ein brisantes Thema, sehr spannend umgesetzt – uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits!