Rezension

Die Medica Luzia

Das Herz der Alraune - Cornelia Haller

Das Herz der Alraune
von Cornelia Haller

Bewertet mit 5 Sternen

~~1492: Luzia Gassner verkleidet sich als Mann, um an der Universität in Montpellier Medizin studieren zu können, was normalerweise nur Männern vorbehalten ist. Als sie dieses gerade erfolgreich abgeschlossen hat, wird sie von einem Scholar enttarnt und muss die Flucht antreten, um ihr Leben zu retten. Luzia schließt sich einer Handelsgruppe an, um zurück in ihre alte Heimat Überlingen am Bodensee zu kommen, wo sie alsbald Pater Wendelin begegnet, den sie schon lange kennt und der ihr mitteilt, dass ihre Verwandten inzwischen alle verstorben sind. Luzia trifft auch auf ihre Jugendliebe, den Johanniter Johannes von der Wehr, der mittlerweile das St.-Gallus-Hospital leitet, in dem auch Luzia nun als Medica arbeiten darf. Zwischen Johannes und Luzia flammt die alte Liebe wieder auf, doch das gefällt nicht jedem. So müssen sich die beiden nicht nur privat vorsehen, sondern auch ihre Arbeitsmethoden werden genau unter die Lupe genommen. Vor allem Ottilia, die Tochter Urban Allgaiers, einer der einflussreichsten Männer der Stadt, der das Hospital finanziert, hat es sich in den Kopf gesetzt, Johannes für sich zu gewinnen. Und dieses Ziel verfolgt sie mit aller Macht. Wird es Luzia und Johannes gelingen, sich gegen die Anfeindungen zur Wehr zu setzen und endlich ihre Liebe leben zu können?
Cornelia Haller hat mit ihrem äußerst spannenden, historischen Buch „Das Herz der Alraune“ den Nachfolger von „Seelenfeuer“ vorgelegt. Man muss den ersten Band nicht kennen, um dieser Geschichte folgen zu können. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und detailliert, der Leser wird bereits nach wenigen Seiten ins dunkle Mittelalter versetzt. Die Beschreibungen, ob es sich nun um die damalige Kleidung oder Gebräuche handelt, sind ausführlich und sehr bildhaft, so dass man während der Lektüre ein schönes Kopfkino erlebt. Der Spannungsbogen wird bereits zu Beginn der Geschichte gut angelegt und steigert sich mit dem Fortschreiten der Handlung immer mehr, um in einem großen Finale zu münden. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und der Geschichte unterlegt. So bekommt der Leser während der Lektüre einen wunderbaren Einblick in das tägliche Leben der damaligen Bevölkerung sowie den verschiedensten damals praktizierten Techniken und Heilpraktiken, wobei einige heute zu den alltäglichsten gehören, damals aber einer Revolution gleich kamen und sogar unter Strafe standen. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und wirken sehr authentisch und lebensecht. Luzia ist eine sehr sympathische und mitfühlende Frau, die schon einiges erlebt hat, doch dadurch nur an Stärke und Mut gewonnen hat. Sie ist willensstark und setzt sich über damalige Konventionen hinweg, um den Menschen zu helfen, auch wenn sie sich dabei selbst immer wieder Gefahren aussetzt. Johannes ist ein feinfühliger Mann, der Luzia jederzeit beschützen möchte und die Liebe zur Medizin mit ihr gemein hat. Zusammen sind die beiden ein perfektes Gespann, von denen viele nur profitieren können. Ottilia ist eine skrupellose, kalte und egoistische Frau, die vor keinem Mittel zurückschreckt, um an ihr Ziel zu kommen. Auch die anderen Protagonisten und das Zusammenspiel aller machen einen Großteil der Spannung dieses Buches aus.
„Das Herz der Alraune“ ist ein sehr spannender historischer Roman, der schon fast einem Krimi gleicht, kann man als Leser sich doch nur schwer von der Handlung losreißen. Jeder Historienliebhaber wird mit diesem Buch bestens unterhalten, es heißt also auf jeden Fall zugreifen, es lohnt sich! Absolute Leseempfehlung für einen tollen Roman!!!