Rezension

Die Springflut - Auftakt gelungen!

Die Springflut - Cilla Börjlind, Rolf Börjlind

Die Springflut
von Cilla Börjlind Rolf Börjlind

Bewertet mit 5 Sternen

Skandinavische Krimis müssen nicht düster sein, das beweisen die Börjlinds hier. Der Auftakt der neuen Serie ist absolut gelungen!

Krimis und Thriller aus Skandinavien sind gern duster und depressiv und drückend - "Die Springflut" hat davon zum Glück nur einen leisen Hauch, der quasi das Salz in der Suppe ist, abbekommen. Das Bemühte, das Büchern von Autorenteams gerne anhaftet, fehlt hier zum Glück völlig. Es ist unfassbar, wie gut Cilla und Rolf Börjlind zusammenarbeiten. Der Kriminalroman wirkt, wie aus einem Guss! Hier wird ein anderes meiner Vorurteile allerdings bestätigt: gute Drehbuchautoren haben das Zeug zu sehr guten Thriller-/Krimiautoren!

Olivia Rönning möchte Polizistin werden. Das ist kein Wunder, es steckt ihr im Blut, denn ihr Vater war ebenfalls Polizist. Als freiwillige Aufgabe erhält sie von ihrem Professor einen Cold Case. An den Ermittlungen damals war Olivias Vater beteiligt. Das lockt sie natürlich und obwohl sie in den Ferien nichts tun wollte, beschließt sie, sich doch damit zu befassen und auch den Ort des Geschehens aufzusuchen. Es handelt sich um den brutalen Mord an einer schwangeren jungen Frau. Bei ihrer Suche nach Antworten begegnet Olivia auch Tom Stilton, einem ehemaligen Kollegen ihres Vaters, der seit Jahren obdachlos ist. Und auch da geschehen unfassbare Dinge: im Internet finden sich immer wieder Filme über misshandelte Obdachlose. Olivia gerät in einen Strudel aus Verbrechen und Brutalität. Das Ende hat einen besonderen Knalleffekt parat.

Die Börjlinds haben es geschafft, eine ganze Reihe meiner Vorurteile wegzuwischen. Das allein ist schon mal genial. Aber sie schaffen es auch noch, in ihrem ersten Band genug Fragen offen zu lassen, um die Vorfreude auf Band zwei zu wecken, aber den ersten Band trotzdem rund und in sich schlüssig zu beenden. Sie flechten Stück für Stück eine relativ große Anzahl Protagonisten ein, die eindeutig Seriencharakter haben und uns sicher in anderen Bänden wieder begegnen werden. Und das alles so geschickt, dass es kein bißchen störend wirkt!

Die Sprache liest sich sehr gut. Passend zu den jeweiligen Situationen und Stimmungen variieren die Sätze: mal kurze, prägnante Sätze, dann lange, verschachtelte, auch mal eine Mischung aus beiden. Ich mag es, wenn mit Sprache so schön und passend gespielt wird. Sehr gut für meinen Geschmack ist auch, dass die beiden ohne langatmige Beschreibungen von Orten, Landschaften und Personen auskommen. Sie bringen alles sehr prägnant auf den Punkt und halten den Leser damit bei Stange. Eine gewisse Spannung zieht sich durch die komplette Story und sie steigert sich immer mal wieder in Spitzen, um am Ende in einem Knalleffekt ihren Höhepunkt zu finden.

Ich gebe zu, ich bin - aufgrund der o.g. Vorurteile - mit wenigen Erwartungen an die Lektüre herangegangen, bin aber absolut positiv überrascht worden. Und es sieht so aus, als würde ich den Fortsetzungen geradezu entgegenfiebern!

Fazit: von mir die Maximalsternezahl!