Rezension

Die Würde ist antastbar

Die Würde ist antastbar - Ferdinand von Schirach

Die Würde ist antastbar
von Ferdinand von Schirach

[ Inhalt ]

"Die Würde ist antastbar" ist das neue Werk von Strafverteidiger Ferdinand von Schirach. Doch dieses Mal geht es nicht um seine spektakulärsten Fälle. Hier handelt es sich um eine Sammlung seiner Essays, die im Spiegel veröffentlicht wurden. Schirach beschäftigt sich zwar auch mit Themen, die vor allem die Juristen-Welt beschäftigt, wie z.B. der Fall Gäfgen oder auch der Fall von Wetter-Mann Kachelmann. Aber daneben beschäftigt sich der Autor auch mit ganz alltäglichen Themen wie dem Rauchen oder inwieweit eBooks unsere Zukunft darstellen.

[ Cover ]

Das Cover ist wirklich sehr schlicht gehalten mit großer Schrift. Ich finde, gerade durch die Schlichtheit fällt das Buch sehr auf und macht es interessant. Weiter ist der Papp-Umschlag nicht nur bedruckt, sondern Titel und Autorennennung wurden geprägt, was einen sehr hochwertigen Eindruck erweckt. Außerdem wurde das Buch mit einem Leseband (sagt man das so? Bei uns Schwaben heißt das einfach "an Bändl") ausgestattet, welches super als Lesezeichen dient.

[ Positives ]

Gleich zu Anfang ist mir mal wieder Schirachs einzigartiger Schreibstil aufgefallen. Er spricht den Leser ganz persönlich an und man hat gleich das Gefühl, dass das Buch nur für einen selbst geschrieben wurde. Durch seine kurzen und schlichten Sätze, macht der Autor einem das Lesen auch sehr einfach.
Wirklich imponiert haben mir vor allem die Essays, die sich mit juristischen Themen beschäftigen. Er schafft es, schwierige und schwer zu erfassende Probleme zu vermitteln. Beeindruckt hat es mich, weil ich nach einem Jura-Studium weiß, wie schwer es ist, jemand zu erklären, warum man auch Kinderschänder nicht einfach ein Leben lang wegsperren kann. Er schafft es, seinen Standpunkt deutlich zu machen, nämlich, dass Würde jedem Menschen zukommen muss, erst einmal unabhängig, was er getan hat. Dieser Anstoß sollte zum Nachdenken anregen.
Aber Schirach erzählt auch Privates, was man von seinen vorherigen Werken gar nicht kennt. Er erzählt von seinem Großvater, der die Verbrechen im Dritten Reich unterstützt hat. Dabei macht Schirach eins ganz klar: bereits im 1. Semester lernt man ein Fundamentalprinzip des Strafrechts kennen. Die Schuld eines Verbrechens beurteilt sich ganz allein nach dem Täter persönlich. Menschen, die nach 1945 geboren wurden, kann an den Verbrechen des Dritten Reichs keine Schuld mehr zukommen. Und Schirach schafft es, diese Aussage mit der Geisteswissenschaft auch zu begründen. 
Außerdem hab ich noch eine mir bis dahin unbekannte Seite von Herr von Schirach kennengelernt: seine humorvolle. Gerade sein Essay zum Thema Rauchen hat mich mehr als einmal Schmunzeln lassen.

[ Negatives ]

An Schirachs Werk an sich gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Man muss seinen Schreibstil mögen und bestimmt ist man nicht bei allen Punkten seiner Ansicht. Aber Schirach regt zum Nachdenken an und schafft es, auch einem "Laien" die Welt des Rechts etwas näher zu bringen.

[ Fazit ]

"Die Würde ist antastbar" ist eine unterhaltsame Lektüre, die auch nach Zuschlagen des Buches noch nachklingt. Schirach überzeugt vor allem durch die Auswahl von ganz verschiedenen, aber aktuellen und spannenden Themen. Und auch, wenn man nicht immer einer Meinung mit dem Autor ist, so  handelt es sich trotzdem um ein wirklich spannendes Buch.