Rezension

Die Zucker's sind da

Leiden sollst du - Laura Wulff

Leiden sollst du
von Laura Wulff

Bewertet mit 5 Sternen

Seitdem Kommissar Daniel Zucker nach einem Kletterunfall im Rollstuhl sitzt, kommt er kaum noch aus seiner Wohnung heraus. Er will nicht diesen mitleidigen Blicken ausgesetzt sein. Und erst recht nicht denen seiner Kollegen vom KK11. Aber seine Frau Marie fände es gerade jetzt wichtig, sie könnte seine Unterstützung gut gebrauchen. Ihr Cousin Ben steckt in argen Schwierigkeiten. Was mit einem harmlosen GeoCatching begann, ist mittlerweile ein gefährliches Spiel, denn der Einsatz ist seine Familie. Außerdem ist seine Freundin Julia nach 13 Monaten wieder aufgetaucht, im wahrsten Sinne des Wortes... sie wurde tot an's Rheinufer geschwemmt. Und Ben ist einer der Letzten, der sie lebend gesehen haben könnte. Aber er verschließt sich und spricht mit niemandem darüber, was ihn umso verdächtiger macht.

Daniel Zucker zögert, doch als eine weitere Leiche entdeckt wird und Ben's Familie bei einem Brand ihre Wohnung verliert, fasst er all seinen Mut zusammen, und stellt sich nicht nur seinen jetzigen Problemen.

Meine Meinung

Verzwickte Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Dann sind wir bei den Zuckers genau richtig. Die beiden haben ihre Probleme, ihre "Dämonen", denn seit Daniels Unfall hat sich alles geändert. Aber sie ergänzen sich toll und finden im Verlauf wieder näher zueinander, sie sind mir beide auf Anhieb sympathisch.

Daniels Problem, sein "Popo-Ferrari" ist offensichtlich, Marie dagegen hält ihre stets in sich verborgen. Ihre Mutter hat sie als Kind seelisch misshandelt, das hat seine Narben hinterlassen.

Dieser 1. Fall seit seinem Unfall hat es in sich. Die Autorin lässt hier aus einem Freizeitspaß ein bösartiges Spiel wachsen.

Als zurückgezogener Jugendlicher ist Ben das perfekte Opfer, er ist leicht zu beeinflussen und sucht seine Anerkennung im Spiel.

Laura Wulff lässt ihn immer tiefer fallen wie in einer Spirale und allein kann Ben ihr nicht mehr entfliehen.

Die Ermittlungsarbeiten seiner ehemaligen Kollegen um Julias Tod und die weiteren im Verlauf entdeckten Leichen bauen immer mehr Spannung auf, auch wenn Daniel nur indirekt mitarbeitet.

Aber so freundet er sich notgedrungen mit seinem Gefährt an und wird dabei recht kreativ und einfallsreich, das gefällt mir sehr.

Im Verlauf bauen sich die Spannungsbögen immer schneller auf und was als Lesespaß begann, fesselte mich immer mehr und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Story schlägt Haken wie ein Hase und der Täter ist den Ermittlern scheinbar immer einen Schritt voraus.

Wulffs Schreibstil ist sehr direkt, hier wird nichts geschönt und so entstehen sehr lebhafte Bilder in meinem Kopfkino. Es gibt zwar auch einige Längen und Daniels ständiges Zweifeln an sich und seinen Fähigkeiten nervt teilweise, aber auch das geht vorbei.

Marie ist eigentlich eine recht taffe Person, aber manchmal überschätzt sie die Situation und bringt sich und andere schon mal in Gefahr.

Nach ca. 3/4 des Buches nimmt das Ganze ordentlich an Tempo und Spannung zu und hat mich so richtig mitgerissen.

Unterm Strich

Ein spannender Thriller, sympathische Protagonisten, ein abwechslungsreicher Verlauf und nebenbei auch noch ein paar neue Begrifflichkeiten für einen Rollstuhl. Das hat mich überzeugt.