Rezension

Dresden zur Wendezeit: zu viele Fäden für einen Krimi, etwas verworren

Im Schatten der Wende -

Im Schatten der Wende
von Frank Goldammer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Atmosphäre der Wendezeit hervorragend getroffen, für einen Krimi zu wenig Ermittlung, zu vieles angedacht und offen geblieben

Ich hatte mich nach der Kommissar-Heller-Reihe, die ich sehr gut finde, auf den Start einer neuen gefreut und war auch anfangs begeistert: wie spannend und beklemmend der Beginn, wie unmerklich sich eine Wandlung in der Einstellung des jungen Tobias Falck vollzieht, Volkspolizist, später Kriminaldauerdienst: vom kritiklosen DDR-Bürger zum kritischen Betrachter des sozialistischen Staates.

'In den letzten Tagen hatte sein Bild von der DDR Flecke und Kratzer bekommen. … kein Aufbau und kein Fortschritt. Hier sah man nur Stillstand und Verfall.' (86)

Das macht der Autor sehr geschickt anhand verschiedener Szenen, die die Unterdrückung und Bespitzelung, den Verfall und die Mangelwirtschaft deutlich machen. Aber auch der Westen wird durchaus kritisch gesehen. Es ist für die DDR die Zeit der Wende, des Mauerfalls und der großen Umwälzungen, der Orientierungslosigkeit, der Hoffnung.

'Plötzlich war die Zukunft offen, aber auch ungewiss. Plötzlich schien nichts mehr sicher.' (140)

Auf diesem durchaus großartig geschilderten Hintergrund entfaltet sich der Krimi um Tobias Falck und seine Kollegen. Es geht um Sexualdelikte, Leichendiebstahl und einen Mord. Die geraten in der Turbulenz der Ereignisse ein wenig in den Hintergrund, werden aber in der zweiten Hälfte wieder aufgegriffen. Dabei geht es meiner Meinung nach zu verworren zu. Zu allem Überfluss kommt noch eine westdeutsche Kriminalkommissarin aus Frankfurt (Hessen), die um Amtshilfe bittet, eigentlich eine gute Möglichkeit, die Unterschiede und das Konfliktpotenzial zu zeigen. Das und die Aufklärung eines Kriminalfalles hätte gereicht. Statt dessen wird zu vieles nur häppchenweise beschreiben und ermittelt und am Ende halte ich als Leser lauter lose Fäden in der Hand und frage mich: Wer hat jetzt was und warum getan?

Schade! Die Beschreibung der DDR-Atmosphäre, der Schwierigkeiten mit der Wende haben mir sehr gefallen, die Behandlung der allzu vielen kriminellen Vorfälle und ihre Auflösung dagegen hat mich unzufrieden zurückgelassen.