Rezension

Dualität der Schwestern

Weiße Wolken -

Weiße Wolken
von Yandé Seck

Bewertet mit 3.5 Sternen

Weiße Wolken ist für ein Debut wirklich beeindruckend. Yandé Seck nimmt uns mit in die Welt zweier Schwestern und deren Umgang mit ihren Umständen. Beide werden von den gleichen gesellschaftlichen Mustern geplagt (Rassismus / Sexismus) und gehen doch sehr unterschiedlich damit um.

Der Erzählstil ist sehr schlau gewählt. Die beiden Schwestern haben eine sehr eigene Erzählstimme, sie lassen sich schon in ihren Perspektiven gut voneinander unterscheiden. Das hat mri sehr gut gefallen. Die Dualität zwischen den beiden Schwerpunktthemen der SChwestern ist sehr interessant. Es zeigt, wie die Wahrnehmung Schwerpunkte verstärken und das Leben einer Person beeinflussen kann. Was mir vor allem am Anfang fehlt ist der rote Faden, der die beiden Perspektiven miteinander verbindet. Ab der Hälfte wird es besser aber ich finde gerade am Anfang wäre es wichtig gewesen, um die eben beschriebene Dualität und Wahrnehmung zu verstärken.

Die Geschichte ist sehr modern erzählt und passt absolut in die Zeit. Ich denke dieses Buch wird schon alleine deshalb irgendwann als Zeitkapsel gelten. Dennoch finde ich es manchmal etwas too much. Als würde vor allem Zazie versuchen, alles in einen Satz zu quetschen. Das macht es vor allem in der ersten Hälfte des Buches für die Leser:innen schwer zu differenzieren, was wirklich wichtig ist und was einfach nur etwas dick aufgetragen. Das ist manchmal sehr anstrengend zu lesen, ist aber bestimmt so gewollt. Die Themen müssen genauso schwer auf Zazie lasten.

Vor allem am Anfang hatte ich etwas Probleme mit den Szenen, die erzählt werden. Sie wirken manchmal willkürlich aus dem Leben gegriffen und nicht wirklich zusammenhängend. Man fragt sich bei manchen Situationen, wie sie auf das große Ganze einzahlen.

Dinge im Buch, die mich etwas irrtiert haben waren z.B. die Perspektive des Ehemanns von Dieo. Für mich hätte es absolut gereicht, die Perspektiven der Schwestern als Fokus zu haben weil sie mit den wichtigsten Themen kämpfen. Simon wirkte wie ein Lückenfüller. Für jemanden, die sich in Frankfurt auskennt, waren die ganzen Hommages an die Stadt wirklich schön zu lesen. Aber wenn man sich dort nicht auskennt, glaube ich das könnte schwierig werden.

An sich ein wichtiges Buch, das man langsam lesen sollte, um die angesprochenen Themen und die Tiefe zu verdauen. Restlos überzeugen konnte es mich leider nicht.