Rezension

Durchaus lesenswert, aber etwas überladen ...

Commissario Pavarotti küsst im Schlaf - Elisabeth Florin

Commissario Pavarotti küsst im Schlaf
von Elisabeth Florin

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte:
Commissario Pavarotti wird zu einem Mordschauplatz gerufen: ein Mann wurde erstochen aufgefunden. Befragungen in der psychiatrischen Einrichtung, in der das Opfer freiwillig gelebt hat, bringen die Ermittler nicht wirklich voran. Pavarotti, der auch mit privaten Problemen zu kämpfen hat, sehnt sich die Hilfe seiner Bekannten Lissie herbei. Er lässt sie unter einem Vorwand aus Deutschland kommen.
Da der Tote zuletzt auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hat, schleicht sich Lissie dort ein – genau wie in die psychiatrische Klinik. Nach und nach wird klar, dass dieser Fall sehr kompliziert ist: der ermordete Mann benutzte eine falsche Identität.
Das ungewöhnliche Ermittlerpaar Luciano und Lissie müssen sehr weit in die Vergangenheit zurück, um das Rätsel zu lösen. Und für Lissie wird es außerdem noch sehr gefährlich …

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Elisabeth Florin gefällt mir sehr gut. Ihre Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft, es ist beinahe ein kleiner Urlaub im Alltag, wenn man gedanklich ins heiße Meran abtaucht.

Die beiden Hauptprotagonisten Luciano Pavarotti und Lissie von Spiegel sind durchaus sympathisch, wenn auch im Umgang miteinander manchmal etwas anstrengend. Es kommt allerdings stellenweise auch zu humorvollen Szenen und Dialogen, die die Situation wieder etwas auflockern.

Eine detaillierte Ausarbeitung der Charaktere (auch mancher Nebenfiguren) ist der Autorin anscheinend sehr wichtig. Es gibt praktisch keine Figur in diesem Buch, von der wir nicht etwas aus der Vergangenheit oder von aktuellen Problemen erfahren. Und dabei sind die Insassen der psychiatrischen Klinik noch eher die harmloseren Fälle.
Das war mir persönlich leider etwas zu viel des Guten, denn ich hatte schnell das Gefühl, dass in diesem Krimi keine einzige “normale, durchschnittliche” Person vorkommt, die nicht mit Scheidung, Alkoholismus, alten Schuldgefühlen usw. zu kämpfen hat.
Die beiden Hauptpersonen sind davon nicht ausgenommen: auch Lissie und Luciano wälzen immer wieder ihre privaten Probleme, wodurch sie zwar vielleicht etwas menschlicher, aber nicht immer sehr souverän wirken.

Was den Kriminalfall betrifft: auch hier ist alles sehr komplex und mit allerlei Verstrickungen, Zufällen und geheimnisvollen Sitzungsprotokollen eines Psychiaters versehen.
Da es sehr lange dauert, bis alle Zusammenhänge halbwegs klar sind, liest sich das Buch wirklich fesselnd. Es ist immer etwas Spannung vorhanden, die durch geschickte Wendungen und Überraschungen auch praktisch bis zum Ende besteht.

Am Schluss musste ich allerdings erst einmal die ganzen Ereignisse noch einmal Revue passieren lassen, damit wirklich alles relativ klar wird. Komplett gelang mir das nicht, es bleiben noch ein paar Kleinigkeiten offen.
Das ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass am Ende nicht nur der Mord aufgeklärt werden musste, sondern mindestens vier weitere Verbrechen, die alle irgendwie zusammenhängen oder diverse Berührungspunkte aufweisen. Auch das war mir alles etwas zu viel und ich hätte mir weniger Nebenhandlungen gewünscht, die vom eigentlichen Fall ablenken.

Den Schluss bildet ein serientypischer Cliffhanger, der den Leser schon fast dazu zwingt, den nächsten Teil zu lesen. Als Fan von Bücherreihen stört mich das nicht wirklich, andere Leser mögen sich vielleicht ein “runderes” Ende wünschen.

Fazit:
Ein sehr gut durchdachter, komplexer Krimi, bei dem man immer bestens miträtseln kann. Leider wirkte aber die Handlung manchmal schon etwas überfrachtet, genau wie die allesamt problembeladenen Charaktere.
Besonders für Liebhaber von Meran und Krimis mit Verwirrspielen aber eine klare Leseempfehlung!
Und wenn man dieses Buch gelesen hat, dann wird man wohl auch die Fortsetzung lesen wollen – bei dem Cliffhanger am Ende …