Rezension

Eigentlich berührende Geschichte

Erschütterung -

Erschütterung
von Percival Everett

Bewertet mit 2 Sternen

Zach Wells, in Kalifornien lebender Afroamerikaner, verheiratet, hat eine Tochter und ist gelangweilt vom Leben. Alles läuft in geregelten Bahnen - er und seine Frau haben einen Job, seine Tochter ist gut in der Schule - keine großen Abwechslungen - Normalität. Und dann mehren sich die Anzeichen, dass mit Sarah, der Tochter, etwas nicht stimmt - Besuch beim Arzt - Diagnose: Gendefekt, keine Chance - sie wird sterben. Zu gleicher Zeit findet er in einer Jacke, welche er bei E-Bay ersteigert hat einen Hilferuf - vorher die totale Normalität und jetzt werfen ihn gleich zwei Ereignisse völlig aus der Bahn.

Das Buch ist in der Ich-Form aus Sicht von Zach geschrieben. Er lässt uns daran teilhaben wie er mit den sein Leben völlig aus der Bahn werfenden Ereignissen umgeht. Durch eine gewisse Distanziertheit kommen die Gefühle und Gedanken von Zach sehr gut zum Ausdruck - seine Liebe zur Tochter, seine Verzweiflung über die Diagnose, seine Zerrissenheit und seinen Drang zur Flucht.

Aber es geht nicht nur um die Diagnose der Tochter und seinen Umgang damit, sondern auch um das Thema Sklaverei und Rassismus. Durch den Hilferuf wird Zach auf verschwundene Frauen aus Mexiko aufmerksam, die in die Sklaverei entführt wurden.

Und genau da liegt mein Problem mit dem Buch - es sind zwei völlig unterschiedliche Themen welche meiner Meinung nach beide zu kurz kamen. Es wurden verschiedene Stränge angesprochen aber dann wieder fallengelassen. Auch kann ich sein Verhalten seiner Tochter gegenüber gar nicht nachvollziehen - statt die letzte Zeit mir ihr zu verbringen flieht er lieber. Ich kann seine Zerrissenheit und Trauer sehr gut verstehen - aber seine Tochter ist doch die Person, die sterben wird und sie wird von ihm allein gelassen, genauso wie seine Frau (die würde bestimmt am liebsten auch fliehen).

Das Buch ist gut verständlich geschrieben, was den Schreibstil angeht. Aber die Verhaltensweisen des Hauptprotagonisten kann ich, wie schon erwähnt, nicht nachvollziehen.