Rezension

Ein besonderes Buch

Willkommen im Meer
von Kai-Eric Fitzner

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich müsste man dieses Buch verfilmen mit Till Schweiger in der Hauptrolle, als Tim Schäfer, den Lehrer den wir uns alle gewünscht haben, der sich nicht verbiegen lässt, die Vernunft hochhält, egal wer sich beschwert und der auch gelegentlich mit seinem LK bewusstseinserweiternde Substanzen zu sich nimmt.

Tim kommt als neuer Lehrer an ein Gymnasium in Oldenburg und eckt an mit seiner unkonventionellen Art. Nicht nur das, er stellt auch unbequeme Fragen. Die Platzhirsche in der Schulhierarchie fühlen sich in ihrer Stellung bedroht und starten eine Schlammschlacht, die immer absurdere Formen annimmt.

Das ist der Rahmen des Buches. Dazwischen stecken unendlich viele spannende Betrachtungen zu den großen Fragen des Lebens und dem ganzen Rest, Sinn und Unsinn in der Schulpolitik, die philosophischen Tiefen des Herrn der Ringe, Beziehungen jeder Art, Lebensziele. Zwischendurch krabbelt die kleine Lisa durch die Gegend und sagt „Nöff, nöff.“ Es macht Spaß. Ich habe ganz sicher nicht alles verstanden, aber Spaß hatte ich trotzdem.

Die Sprache ist ausgesucht originell, eine spannende Mischung aus direkt und poetisch, auf jeden Fall durch und durch humorvoll.

„Ich sitze im Wintergarten und zähle die verschiedenen Grauschattierungen des Februarabends. Dreißig habe ich schon, auch wenn ich mich verzählt habe, glaube ich. Mich quält ein mir ansonsten fremdes Fernweh nach Portugal, oder zumindest nach dem freundlicheren Wetter dort.“

Dieses Buch ist etwas Besonderes. Man hat das Gefühl hier schreibt ein kluger, humorvoller Autor, der sich nicht anpassen will über kluge, humorvolle Menschen, die sich nicht anpassen wollen.
Zum Ende hin wird es mir eine Spur zu moralisch. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen und hoffe, Kai-Eric Fitzner ist bald wieder gesund genug, noch so ein schönes Buch zu schreiben. Gute Besserung!