Rezension

Ein Buch, das einen mitnimmt und nicht mehr loslässt

Die Quintessenz von Staub
von Nora Lachmann

Bewertet mit 5 Sternen

Marie lernt Pius bei einem Essen von ihrem Bruder kennen lernen. Schnell kommen beide sich näher und verbringen jede freie Minute miteinander. Für Marie ist Pius das endlich erwartete große Glück. Sie schwebt auf Wolke sieben. Bald ziehen sie zusammen und es folgt die Heirat. Doch erleidet Marie einen Schlaganfall und alles verändert sich, denn sie ist ihrem eigenen Körper gefangen. Pius‘ Absichten werden nach und nach deutlich. Marie ist diesen hilflos ausgesetzt. Sie muss erkennen, dass nichts so ist wie es am Anfang den Anschein hatte.

Der Titel lässt zunächst nicht auf den Inhalt des Buches schließen. Erst beim Aufschlagen des Buches erfahren wir den Grund für die Wahl des Titels. Es ist eine Textstelle aus Shakespeares Hamlet. Hier wird bereits deutlich, dass Frau Lachmann sehr viel Sorgfalt, Ausgefeiltheit und Präzision bei der Auswahl ihrer Wörter und Textstellen walten lässt. Die schlägt nicht nur bei dem eben erwähnten Titel sowie Zitat nieder, sondern auch in der Sprache des Romans. Viele Stellen so gut formuliert, dass ich die Worte förmlich in mich aufgesaugt habe. Ich habe mir diesen Roman in wohldosierten Dosen zu Gute kommen lassen, um ja in kein flüchtiges Lesen zu verfallen, bei dem mir ein Wort entwischen könnte. Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt und innerhalb dessen in Kapitel. Die Geschehnisse des Romans erfahren wir durch Marie.

Das Cover zeigt, auch wenn es mir erst beim 2. Mal hinschauen aufgefallen ist, eine Eizelle, die künstlich befruchtet wird. Im Gegensatz zum Klappentext, der nicht auf diese Thematik hinweist, kann man aus dem Cover schon erahnen in welche Richtung es gehe konnte. Da ich es erst beim Lesen wahrgenommen habe, blieb für mich die Spannung noch länger erhalten.

Es ist Roman bei dem ich mich oft dabei erwischt habe, wie ich über Tatsache völlig empört war und beim längeren Nachdenken zum dem Schluss gekommen bin, dass unsere Realität gar nicht so weit von dieser Tatsache entfernt ist. Die Protagonistin Marie verliebt sich in Pius, der auch mir von Anfang an nicht ganz koscher vorgekommen ist. Dennoch kann ihr Verhalten auch nachvollziehen. Es ist immer einfach von außen gesagt, dass sie sich hätte schon viel früher hätte wehren sollen. Dennoch habe ich Marie als eine Frau erlebt, die irgendwo hingehören wollte, die geliebt werden wollte und das gab ihr Pius. Mit dem Schlaganfall und dem daraus resultierenden Locked-In-Syndrom war sie ihm dann völlig ausgeliefert. Ohne zu viel über den Inhalt verraten zu wollen, wurde ich immer fassungsloser wie weit ein Mensch im Namen der Wissenschaft und Forschung gehen kann. Der Roman zeigt, wie aus vermeintlichen geliebten Menschen plötzlich Feinde werden, die aus Gier nach Ruhm, Erfolg und Selbstbestätigung einen anderen Menschen in jeglicher Art und Weise ausliefern. Ich habe mit Marie bis zum Schluss mitgefiebert, dass sie sich aus ihrer Lage befreien kann. Selten war ich so nervös, dass ein gutes Ende für sie kommen wird.

Fazit: Nora Lachmanns Roman hat war spannend und hat in mir eine große Palette an Gefühlen beim Lesen hervorgerufen, wie Empörung, Empathie, Schockiertheit und Erleichterung. Selten habe ich bei einem Roman so mitgefiebert. Dieser Roman kann ich nur jedem ans Herz legen.