Rezension

Ein Buch, das im Gedächtnis bleibt

Gone Girl - Gillian Flynn

Gone Girl
von Gillian Flynn

Bewertet mit 5 Sternen

Amy und Nick sind seit fünf Jahren verheiratet, aber ihre Beziehung hat jede Harmonie verloren. Und dann ist Amy plötzlich verschwunden. Aus dieser relativ simplen Ausgangslage entwickelt sich ein immer verschachtelter und überraschenderer Plot, schlau und elegant inszeniert von einer sehr begabten Autorin.

Das Buch wird anfangs aus der Ich-Perspektive der beiden Ehepartner erzählt, und hieraus bezieht es auch seinen Reiz: Die psychologischen Abgründe, die sich allmählich auftun, als wir die beiden näher kennenlernen. Die Institution der Ehe oder Beziehungskisten allgemein werden hier nicht gerade verherrlicht, um es mal vorsichtig zu formulieren. Die Autorin manipuliert uns geschickt und führt uns ständig in die Irre – wir wissen nie, wem wir wirklich trauen können. Jedes Mal, wenn man sich eine Meinung gebildet hat, ändert sich die Perspektive des Buchs. Was das Ende angeht, bin ich nicht sicher, ob es mir gefällt, aber die leiseste Andeutung hier wäre schon zu viel.

Das Buch bleibt übersichtlich und lesbar, auch wenn ein paar Exkurse zu viel dabei sind für meinen Geschmack. Ich kann mir nicht helfen, aber ich hab das Gefühl, dass alle Thrillerautoren heutzutage ihre Bücher künstlich auf 600 Seiten aufpumpen, wo es locker auch 400 getan hätten. Thriller sind inzwischen umfangreicher als die meisten Bücher in der Belletristik, was dumm ist, da dies automatisch auf Kosten der Spannung geht.

Nach all den Abgründen und der Dekonstruktion sämtlicher Werte empfehle ich abschließend mal einen (etwas kürzeren) Krimi, der zwar spannend ist, aber nicht so demoralisierend, voller bösem Humor steckt und auch wieder an die Liebe glauben lässt