Rezension

Ein Diktator zum Dessert

Ein Diktator zum Dessert - Franz-Olivier Giesbert

Ein Diktator zum Dessert
von Franz-Olivier Giesbert

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Rose ist 105 Jahre alt, eine begnadete Köchin mit einem kleinen Restaurant in Marseille. Sie hat den Genozid an den Armeniern, die Schrecken der Nazizeit und die Auswüchse des Maoismus erlebt. Deshalb hat sie vor nichts und niemandem mehr Angst. Für den Fall, dass ihr jemand blöd kommt, trägt sie immer einen Colt in der Tasche. Sie lässt sich von Mamadou, ihrem jugendlichen Gehilfen im Restaurant, auf dem Motorrad durch Marseille kutschieren, hört Patti Smith, treibt sich im Internet auf Singlebörsen herum und denkt auch im biblischen Alter immer nur an das Eine. Und sie meint, dass sie nun alt genug ist, ihre Memoiren zu schreiben: Um das Leben zu feiern und die Weltgeschichte das Fürchten zu lehren.

 

Meine Meinung:
Denkt man nach Lesen des Klappentextes noch, dass der Roman viel Humor verspricht, so wird man schnell eines Besseren belehrt. Der Roman beinhaltet die Lebensgeschichte der jetzt 105-jährigen Rose. Und ihr Leben war alles andere als langweilig. Sei es ihr ausschweifendes Sexualleben oder auch die nicht wenigen Morde, die sie begangen hat. Rose ist keine Frau, in die sich der Leser hineinversetzen kann, was vielleicht auch an der damaligen Zeit liegen könnte. Ich hatte jedenfalls meine Probleme, Roses Erlebnisse während des  gesamten letzten Jahrhunderts nachzuvollziehen. Anders als in den vielen Büchern, die man schon über das Dritte Reich gelesen hat, werden hier Personen wie Hitler und Goebbels mal nicht nur als Massenmörder, sondern als Menschen beschrieben.  Auch wenn man das als Leser nur schwer glauben mag, fand ich diese Passagen sehr realistisch und interessant. Weniger glaubwürdig waren für mich die große Anzahl an Persönlichkeiten, denen Rose in ihrem Leben begegnet ist.

Trotz der schon ziemlich übertriebenen Geschichte lies sich das Buch sehr  gut lesen, was sicher an dem angenehmen Schreibstil  des Autors liegt. Ich werde sicher ein weiteres Buch von ihm lesen, bei dem mir dann vielleicht auch die Geschichte selbst besser gefällt.