Rezension

Vorsicht, hier kommt Rose!

Ein Diktator zum Dessert - Franz-Olivier Giesbert

Ein Diktator zum Dessert
von Franz-Olivier Giesbert

Bewertet mit 4 Sternen

Rose ist schon 105 Jahre alt, zählt sich aber längst noch nicht zum alten Eisen. Sie betreibt immer noch ihr Restaurant in Marseille und für den Fall der Fälle, verlässt sie nie unbewaffet das Haus.

„Das zwanzigste Jahrhundert sah die Vernichtung der Juden, der Armenier und der Tutsis. Die Blutbäder der Kommunisten und Antikommunisten, der Faschisten und Antifaschisten. Die politischen Hungersnöte in der Sowjetunion, der Volksrepublik China und in Nordkorea […].“ (Seite 313) – und Rose, die Protagonisten dieses Romans hat dies alles miterlebt. Sie fühlt sich nun alt genug, ihre Memoiren zu schreiben und in die Vergangenheit zurück zu blicken. So erfährt der Leser von ihren ersten Lebensjahren in Trapezunt und wie sie von dort nach Frankreich und von dort zu weiteren Orten zieht. Sie lernt in ihrem Leben unter Anderem Himmler kennen und wird seine Köchin; die französische Originalausgabe heißt auch „Himmlers Köchin“. Neben den Rückblicken erzählt Rose aus ihrem gegenwärtigen Leben in Marseille.

Der Autor bindet immer wieder historische Ereignisse sowie Schriftsteller und Philosophen sowie ihre Werke ein und verwebt diese mit der Lebensgeschichte von Rose. Mir hat dieser Schreibstil gefallen und auch Rose ist eine interessante Persönlichkeit. Schade, dass sich die Rückblicke vor allem auf die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg beziehen; danach geht es in großen Schritten Richtung Gegenwart.