Rezension

Ein emotionaler Kern, leider eine nicht so gelungene Umsetzung

Mein Herz hämmert, dass es wehtut - Brynjulf Jung Tjonn

Mein Herz hämmert, dass es wehtut
von Brynjulf Jung Tjonn

Ist es erlaubt, sich glücklich zu fühlen, wenn man eigentlich auch traurig sein sollte? Kann man beide Gefühle zeitgleich erleben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Darf man dennoch sein Leben genießen?  Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich der Autor in dieser Geschichte. Denn Henrik ist schwer verliebt in Kjersti und fühlt gleichzeitig tiefe Trauer, weil sein Onkel, bester Freund und Vaterersatz Simon schwer krank ist und den beiden nicht mehr viel Zeit zusammen bleibt.
 
Es könnte eine sehr emotionale Geschichte sein, wäre das Buch nicht so verdammt kurz.  In 128 Seiten ist es in meinen Augen kaum möglich so tief in die Geschichte einzutauchen, dass einen die Emotionen überwältigen. Der Kern ist da, aber es fehlen die Ausschmückungen. Der Verlauf ging mir persönlich viel zu schnell und konnte mich nicht berühren. So traurig die Umstände auch wirklich sind, aber die Wortwahl hat mich nicht ergriffen. Es steckt viel Potenzial in dieser Idee, aber leider ist die Umsetzung nicht gut gelungen. Ich hätte mir gerne mehr Details und tiefere Einblicke gewünscht. Vor allem in die Charaktere, denn die waren für mich bloß leere Hüllen. Bevor man sich in sie hineinversetzen konnte, war die Geschichte auch schon vorbei. Mir fehlte der innere Konflikt von Henrik, der im Klappentext angedeutet wird, im Buch dann allerdings etwas zu kurz kam. 
Der Schreibstil ist überwiegend ziemlich abgehackt und stockend, sodass von Lesefluss leider kaum die Rede sein kann. Was mir allerdings gut gefallen hat, ist die Gestaltung der Seiten. Zwar steht auf ihnen immer wenig Text (die 128 Seiten sind also nicht mal voll ausgefüllt), aber die Anordnung erinnert an ein Gedicht. Und wenn auch der Stil nicht poetisch ist, so ist es doch wenigstens die Aufmachung. Auch die Covergestaltung ist wunderbar gelungen. Es ist dezent, aber springt einem dennoch sofort ins Auge und verschönert jedes Bücherregal. 

Die Geschichte war viel zu kurz, sodass ich leider keine Emotionen empfinden konnte. Was ich ziemlich schade finde, weil mir die Idee wirklich gut gefällt und es durchaus Potenzial hätte, eine unfassbar berührende Geschichte zu sein. Wer kein Problem damit hat, sich in kurze Geschichten zu vertiefen, wird sicher Gefallen an diesem Buch finden. Diejenigen, die genauso wie ich etwas mehr Tiefgang und Ausschmückungen benötigen, werden emotional wohl nicht so berührt werden. 
Nichtsdestotrotz kann man das Buch gut zwischendurch lesen, weil die wenigen Seiten sich schnell lesen lassen.