Rezension

Ein etwas anderer Krimi

Grado und die Tote in der Lagune -

Grado und die Tote in der Lagune
von Andrea Nagele

Bewertet mit 5 Sternen

„...Als er mit ihr fertig war, schwamm sie noch einige Zeit mit ausgebreiteten Haar auf dem Wasser, ehe sie langsam in der Lagune versank...“

 

Mit diesen Worten endet der Prolog. Sie hatte sich Hilfe erhofft und fand den Tod.

Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Allerdings stehen bei dem nicht die Ermittlungen im Vordergrund, sondern die psychischen Befindlichkeiten der Protagonisten.

Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Das bedeutet auch, dass er Stimmungen besonders eindringlich wiedergibt und kleine Nuancen gekonnt herausarbeitet.

Kommissarin Maddalena Degrassi ist über den Tod ihres Freundes Franjo noch nicht hinweg. Ein Kollege rät ihr:

 

„...Vielleicht bedeutet es, dass Sie ihn schrittweise loslassen sollen, damit er gehen kann. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber es ist meine bescheidene Meinung...“

 

Während es im Kommissariat ruhig zugeht, steuert die Situation in Grado auf eine Katastrophe zu. Toto, ein junge Mann, der zwar geistig und körperlich behindert ist, aber feine Antennen für menschliche Befindlichkeiten hat, beobachtet zwei Männer beim Drogenkonsum. Leider kann er sich nicht gut ausdrücken. Deshalb versteht Maddalena nicht, was er ihr sagen will. Außerdem nimmt Toto jede Aussage wörtlich. Das macht die Kommunikation nicht einfach. Hinzu kommt, dass er trotz allem manchmal gefühllos wirkt, obwohl er es sicher nicht ist.

Die Personen werden gut charakterisiert. Da ist Sebastiano, Aquamarines Freund aus Kinderjahren. Die langjährige Freundschaft ist für ihn so selbstverständlich, dass er sich keine Mühe mehr gibt. Logischerweise fühlt sich die junge Frau geschmeichelt, als ihr ein anderer Mann Komplimente macht.

Aquamarine weiß, was sie will. So möchte sie dereinst das Restaurant von Vater und Onkel weiterführen. Beide haben sie nach dem Tod der Mutter großgezogen. Natürlich bleiben auch im familiären Umfeld Spannungen nicht aus.

Als die 16jähriger Aquamarine vermisst wird, weiß ich als Leser fast mit Sicherheit, wer der Täter ist. Die Polizei dagegen tappt im Dunkeln.

Ganz nebenbei lerne ich in der Geschichte einiges über Cannabis, seine Anwendung und seine Wirkung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Gekonnt wird erzählt, wie viele kleine falsche Handlungen und manche Dinge, die unter der Oberfläche schwelen, letztendlich die Situation eskalieren lassen und dem Täter in die Hände spielen.