Rezension

Ein gelungenes Debüt, das ich eher als Psychodrama bezeichnen würde denn als Krimi

Heilbronn 37° - Henrike Spohr

Heilbronn 37°
von Henrike Spohr

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als Tamara die Möglichkeit bekommt, eine eigene Vernissage zu veranstalten, geht ihr größter Wunsch in Erfüllung. Natürlich arbeitet sie wie besessen an neuen Werken, die der Ausstellung und damit der aufstrebenden Künstlerin zu großem Ruhm verhelfen sollen. Doch all der Stress scheint ihr zu Kopf zu steigen, denn sie fühlt sich verfolgt… Paul, der Mann an ihrer Seite, weiß von ihrer dramatischen Vergangenheit, die durch ein traumatisches Erlebnis geprägt wurde, und steht ihr zur Seite.

Daneben gibt es Anna, Ehefrau des erfolgreichen Anwalts Andreas Ackermann, der es materiell an nichts mangelt: Nebst großem Haus kann sie sich im Swimmingpool die Zeit vertreiben – doch sie ist einsam.

Doch wie passen diese beiden Erzählstränge zusammen?

 

Aber von vorne: Im Zuge des „Welttag des Buches 2015“ gehörte ich zu den glücklichen Gewinnerinnen, die den Erstling „Heilbronn 37°“ gewonnen haben – die Freude war groß! Wo ich doch eine ausgeprägte Vorliebe für Krimis habe, insbesondere für welche mit ausgeprägtem Lokalkolorit.

Als mich das Buch erreicht hat, war die Freude umso größer, da Henrike Spohr, die junge Autorin, eine sehr süße Widmung hineingeschrieben hat – danke schön! Da liest sich ein Buch doch gleich noch lieber! :-)

Unterteilt ist das Debüt in drei Teile: „schwarz“, „weiß“ und „rot“, die sich auf 254 Seiten erstrecken und in Kapitel von einer sehr angenehmen Länge eingebunden sind.

Schon auf Anhieb wurde ich mit dem Schreibstil schnell vertraut und genoss ihn.

Auch ging mir schnell sie Stimmung unter die Haut – man merkt, da stimmt etwas nicht, vermag es aber nicht sofort zu greifen. Die schwüle Luft und drückende Hitze des Sommers heben diese knisternde Spannung noch zusätzlich hervor!

Durch die gekonnten Wechsel zwischen den Paaren – Tamara und Paul einerseits, Anna und Andreas andererseits – lernt der Leser alle Charaktere gut kennen, ohne sie „in und auswendig“ zu kennen. Schnell kommen erste Fragen auf: Wer hat Tamara in ihrer Jugend festgehalten? Warum schweigt sie bis heute über den Täter? Bedroht Jo sie wirklich oder sind es „nur“ flashbacks, die auf ihren Stress zurückzuführen sind? Und wer ist der Mann, der sie zu beobachten scheint?

 

Da meint man, des Rätsels Lösung gefunden zu haben, schon muss man seine Meinung wieder revidieren und neu ansätzen…

Henrike Spohr gelingt es, Spannung vom Anfang bis zum Schluss aufkommen zu lassen, ohne dass die storyline zu kontruiert wirkt.

 

Auch das Cover ist einfach perfekt gewählt: das Gewitter wirkt schon bedrohlich genug, so dass noch vor dem Lesen in die Atmosphäre eintauchen kann.

Dass am Ende der Lokalkolorit vergleichsweise wenig ausgeprägt ist, hat mich hierbei überhaupt nicht gestört.

 

Mich konnte sie absolut fesseln und von ihren Qualitäten überzeugen, so dass ich mich schon jetzt auf das nächste Buch aus ihrer Hand freue wie ein kleines Kind auf Weihnachten!

Herzlichen Dank für diese gelungenen Lesestunden!

Eine Empfehlung gibt es für all diejenigen, die Spannung mögen, bei der es nicht unbedingt immer vor Blut triefen muss – das Subtile hat hier eindeutig gesiegt!