Rezension

Alte Ängste, neue Gefähren und eine Katze

Heilbronn 37° - Henrike Spohr

Heilbronn 37°
von Henrike Spohr

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe dieses Buch in zwei Tagen weggelesen, mich gewundert, gerätselt und auch leicht gegruselt. Jetzt höre ich überall seltsame Geräusche im Haus…
Es ist schon beeindruckend, wie Henrike Spohr es schafft, eine mysteriös bedrohliche Atmosphäre zu vermitteln, ohne dass etwas objektiv Grauenhaftes passiert.

Jahrhundertsommer in Heilbronn. Es ist heiß.
Man schaut in das Leben zweier Frauen hinein.
Tamara ist Malerin, glücklich verheiratet und sieht hoffnungsvoll ihrer ersten Vernissage entgegen. In ihrer Jugend hat sie Schreckliches erlebt. Dieses Ereignis überschattet noch immer ihr Leben. Immer wieder holen grauenhafte Erinnerungen sie ein. Und jetzt fühlt sie sich auch noch verfolgt. Bildet sie sich das ein oder besteht eine reale Gefahr?
Anna hat es auf die Sonnenseite des Lebens geschafft. Als Kind wurde mehr von Kindermädchen betreut, als von ihren Eltern geliebt. Jetzt hat sie einen erfolgreichen Anwalt geheiratet, ein großes Haus, viel Geld und auch Liebe, wenn ihr Mann gerade Zeit für sie hat. Allerdings ist sie auch viel alleine. Betrügt er sie?

Zunächst hat man einen Haufen Fragen. Was ist Tamara Fürchterliches passiert? Wird sie bedroht oder ist sie überspannt? Ist Annas Mann eine zwielichtige Gestalt oder überarbeitet? Woher kommt die Katze? Immer wieder taucht eine Katze auf. Was verbindet Tamara und Anna?
Man bekommt hier und da ein Puzzleteilchen aus Handlung, Erinnerungen und Träumen. Man fühlt Tamaras Angst und die Hitze. Eine Bedrohung liegt in der Luft, die man nicht greifen kann. Und wieder ist da eine Katze.
Langsam zeichnet sich ein Bild ab. Man fiebert zum großen Finale hin, das endlich Aufklärung bringt, und dann ist alles anderes als erwartet und dennoch schlüssig. Großartig!

Vielleicht hätte ich mir am Ende ein klein wenig mehr Aufklärung gewünscht. Es bleibt schon einiges mysteriös im Raum stehen. Für ein paar Mysterien findet man Erklärungen, wenn man ein wenig darüber nachdenkt. Und man bleibt auf jeden Fall nachdenklich zurück.
Dieses Buch hat mir schaurig schöne Stunden beschert. Es ist wunderbar atmosphärisch geschrieben, verbreitet mysteriösen Grusel und schafft das ohne größere blutige Szenen.
Es ist ein toller Mystery-Psycho-Thriller, aber ganz bestimmt kein Kriminalroman, wie das Cover behauptet.