Rezension

Ein inspirierendes Buch über eine bekannte Schauspielerin

Ein Jahr - ein Leben - Christoph Amend, Iris Berben

Ein Jahr - ein Leben
von Christoph Amend Iris Berben

Bewertet mit 5 Sternen

Iris Berben, eine Schauspielerin, die vielleicht jüngere Menschen (Jahrgänge ab der 1990er Jahre) weniger kennen. Ich bin mit Iris Berben mehr oder weniger aufgewachsen. Oliver Berben (*1971) und ich (*1972) haben sogar etwas gemeinsam: unsere Mütter waren beide 21 als wir geboren wurden; wir sind alle vier im Sommermonat August geboren. Irgendwie sehe ich Parallelen zwischen Iris Berben/ ihrer Familie und meiner Familie. Vielleicht liegt es an den beiden Generationen und unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen und Einflüssen wir vier aufgewachsen sind.

Aber nun zu dem Buch: Christoph Amend ist Journalist und Chefredakteur des ZEITmagazins. Er hat sich zwischen Herbst 2011 und Herbst 2012 insgesamt viermal mir Iris Berben im Café Einstein in Berlin getroffen. Bei dem einen oder anderen Interviewtreffen war noch ein Familienmitglied anwesend: Terrierhund Paul Berben. Ja, Berbens Hund heißt nicht einfach Paul, sondern Paul Berben (da kommt ins Schmunzeln). Christoph Amend stellte seine Fragen bei den Interviewtreffen so, dass man facettenreiche Eindrücke von Iris Berben und ihrem bisherigen Leben erhält. Iris Berben ist nicht nur Schauspielerin, sondern seit 2010 Präsidentin der Deutschen Filmakademie in Berlin, Hörspielsprecherin seit einigen Jahren und sie engagiert sich seit ihrem 18. Lebensjahr für Israel. Darüberhinaus engagiert sie sich gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und rechtsextreme Gewalt. In ihren Lesungen und Laudatien (wenn an sie oder andere Personen Preise vergeben werden), wie man u.a. aus ihrem Buch erfährt, geht sie immer wieder auf Literatur von Holocaustopfern bzw. -überlebenden ein. Sie hat ebenfalls als Schauspielerin geschichtsbedeutende Figuren gespielt wie Berta Krupp (Industriellenfamilie Krupp), Cosima Wagner (Ehefrau von dem Komponisten  Richard Wagner), Elisabet Selbert (die Politikerin, die dafür sich eingesetzt hat, dass der Satz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" ins Grundgesetz kommt) oder Figuren, die in der RAF-Zeit (Terror der 1970er Jahre in Deutschland; Baader-Meinhof-Ensslin) gelebt haben. Einige Jahre hat Iris Berben mit dem mittlerweile verstorbenen Schauspieler Diether Krebs die Comedy-TV-serie Sketchup unterschiedliche Figuren verkörpert. Durch diese Serie in den 1980er Jahren wurde sie u.a. bekannt. Sie hat/ hatte viele FreundInnen in der Film- und Literaturbranche, von denen sie in den Interviews mit Christoph Amend erzählt: Mario Simmel (Schriftsteller), Mario Adorf (Schauspieler), Carlo Rola (Regisseur), Thomas Gottschalk (Moderator) und Thomas Thieme (Schauspieler).

In dem Buch erfährt man aus Iris Berbens Privatleben: ihr Verhältnis zu ihrer Mutter Dorothea, die sie seit dem vierten Lebensjahr alleine großzog, und über ihren Sohn Oliver, den sie selber vom ersten Tag an alleine großzog. Des Weiteren erfährt man, wie sie über Politik, Wirtschaftkrise und Ungleichhheit in der Gesellschaft denkt, und ihre Meinung dazu äußert.

Das Buch ist zwar ein fast 280seitiges Interview, aber man erfährt über die Persönlichkeit Iris Berben eine Menge. Mich hat besonders Iris Berbens Interesse zu unterschiedlicher Literatur inspiriert, so dass ich gerne selbst diese Literatur irgendwann lesen möchte. Ich kenne Iris Berben als Schauspielerin in unterschiedlichen lustigen wie ernsten Rollen, die sie überzeugend spielt bzw. gespielt hat, daher kam bei mr die Motivation, mehr über Iris Berben und ihr Leben über dieses Buch zu erfahren. Ich wurde von diesem Buch nicht enttäuscht, sondern war an der einen oder anderen Interviewstelle überrascht. Das Buch hat mich ebenso dazu animiert, in Zukunft eine Lesung von Iris Berben zu besuchen und zuzuhören. Ich gebe dem Buch 5 Sterne, auch wenn es keine typische Autobiografie ist.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 13. Juli 2014 um 00:38

Wohl wahr. Ich habe den Eindruck, dass über ihr Privatleben sozusagen fast nichts in das Buch einfloss. Dabei ist dieses natürlich ursächlich für ihr politisches Engagement.

In der Rolle als Cosima Wagner hat Iris Berben mir zum allerersten Mal richtig missfallen und ich fand, es war eine krasse Fehlbesetzung! Diese meine Einschätzung liegt natürlich daran, dass ich Oliver Hilmes dem Film zugrunde liegendes Buch "Die Herrin vom Grünen Hügel" zuerst gelesen habe und die Figur der Cosima im Film nur sehr schwach herausgearbeitet wurde.

Sommerzauber02 kommentierte am 13. Juli 2014 um 10:43

Hallo wandagreen,

vielen Dank für deine Einschätzung zu dem Buch. Den Film über den Wagner-Clan müsste ich mir nochmal anschauen. Es kann auch sein, dass ich den Film noch gar nicht richtig gesehen habe.