Rezension

Ein Krimi im Jahre 1944: Besonders, spannend, authentisch

Germania - Harald Gilbers

Germania
von Harald Gilbers

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahre 1944 regieren der Krieg und der Antisemitismus das Leben des ehemaligen Kommissars Richard Oppenheimer, der als Jude seinen Beruf nichts mehr ausüben darf und nur noch nicht in ein Konzentrationslager "evakuiert" worden ist, wie es die Nazis mehr als zynisch nannten, weil er mit einer Deutschen verheiratet ist. Doch dann soll er sich an einer Morduntersuchung der SS beteiligen: Mehrere Frauen werden in Berlin verstümmelt vor Kriegsdenkmälern gefunden. Der Staat fordert Ergebisse, der Druck wächst, denn: Was passiert mit dem Juden Oppenheimer, wenn der Fall nicht gelöst wird bzw. nachdem er gelöst wurde?

Das besondere an "Germania" ist nicht etwa der Mörder oder seine Taten, vergleichbares kann man wahrscheinlich in vielen anderen Krimis auch finden, sondern die Zeit, in der die Handlung spielt. Durch den historischen Kontext ergeben sich weitere Möglichkeiten, die Spannung über die gesamten 532 Seiten hoch zu halten: Wie geht es mit dem Juden Opernhäuser weiter? Was für Veränderungen bringen die Bombenangriffe der Briten mit sich? Wie verläuft der Krieg? Usw.  Für geschichtsinteressierte Leser sind außerdem einige sehr interessante Informationen dabei, die geschickt in die Handlung integriert sind, da sich der Autor Harald Gilbers einiger Primärequellen aus dieser Zeit bediente, um die Geschichte authentisch wirken zu lassen. Das ungewöhnliche Ermittlerteam bestehend aus einem SS-Hauptsturmführer und einem Juden ist sehr ungewöhnlich, aber gut umgesetzt. Ich fand es jedoch schade, dass das Privatleben Oppenheimers oftmals auf der Strecke bleibt.

 "Germania" ist für mich ein tolles, da durchweg spannendes, Lesevergnügen gewesen. Nicht nur Hobby-Historiker und andere Geschichtsinteressierte werden hier auf ihre Kosten kommen.