Rezension

Perfekte Mischung zwischen Krimi und historischem Roman!

Germania - Harald Gilbers

Germania
von Harald Gilbers

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: 

Kommissar Oppenheimer, als Jude eigentlich längst Arisiert und seinem Dienst enthoben wird vom Regime zurückgeholt. Er soll die Morde an mehreren Frauen lösen, deren leichen imer an Kriegerdenkmalen abgelegt wurden. Interessant dabei ist die Tatsache das sie alle eine Verbindung zur NSDAP aufweisen. Dennoch weist nichts darauf hin das es hier um die Taten eines Regimegegners handelt. 

Für Oppenheimer geht es aber noch um so vieles mehr. Denn jeder Tag in der Mordkomission rettet ihm uns einer Familie einen weiteren Tag das Leben... 

Meine Meinung:

„Germania“ bedient als Roman genau die historischen Themen die mich auch privat (und früher im Studium) interessieren. Vor allem die Zeit in der der Roman spielt, nimmt hier eine wichtige Rolle ein, denn vieles was geschieht und wie es geschieht kann nur deshalb so passieren, weil wir 1944 haben. Was ich dabei besonders wichtig fand, ist die Tatsache das es dem Autor gelingt die Zeit wirklich einf zu fangen und ein differenziertes Bild auf zu zeigen. Das mag dem einen oder andern vielleicht nicht bequem sein, aber für mich fängt eine Annäherung an eine Zeit auch damit an, die echten Menschen zu sehen und nicht die Konstruktion die andere vorgenommen haben. Dabei muss man sich gerade auch den Ambivalenzen der Zeit stellen. Hier sind keine Monster sondern Menschen dargestellt und das macht es vielleicht auch so unangenehm sich damit auseinander zu setzen. Personen wie Vogler sind dann nicht mehr so einfach in eine Schublade zu stecken und gut und Böse sind plötzlich auch in dieser Zeit nicht mehr eindeutig zu bestimmen. Wo fängt der Gutmensch an und wo sind die Linientreuen, sind sie vor allem der Karriere wegen dabei oder welche Gründe hatte eigentlich der einzelne das Regime zu unterstützen – war gerade das auch ein Punkt weshalb die Wahlen gewonnen werden konnten? Viele Fragen  welche so ganz Nebenbei einfließen, obwohl es ja eigentlich um einen Serienmörder geht.

Kommissar Oppenheimer ist eine Figur die vor allem, deshalb interessant ist, weil er sich eigentlich in einer Situation befindet in der er jeder Zeit um sein Leben fürchten muss. Die Willkür ihm gegenüber wird dabei eigentlich eher unterschwellig deutlich, immerhin bleibt ihm gar keine andere Wahl als den Befehlen zu gehorchen. Ebenso zeigt sich aber auch das trotzdem auch das Stück Alltag – in seinem Fall Ermittlungsalltag, einschleichen konnte. Selbst dann wenn man es rückblickend am wenigsten erwartet. Sein Blickwinkel macht es dem Leser natürlich auch ein wenig leichter in die Handlung ein zusteigen, man muss hier keinem Linientreuen Nazi folgen. Trotzdem gibt es auch Passagen die aus der Sicht von Vogler und anderen Figuren sind. Diese Mischung fand ich sehr gelungen, da sie gerade hier auch die verschiedenen Motive klarer werden lässt. 

Der Fall selbst gestaltete sich für mich vor allem deshalb interessant, weil ich das Thema Serienmorde in Kriminalromanen mag und der Fokus sehr schön auf der Suche und dem Finden des Mörders lag. Es war richtig spannend den Ermittlungen zu folgen und dem Ziel ein Stück näher zu kommen, gegen Ende konnte ich es kaum noch aushalten *g* Es war einfach die perfekte Mischung zwischen Kriminal und historischem Roman, verknüpft mit der Zeit die mich eben auch ganz privat mit am meisten interessiert. Dabei fand ich auch gerade spannend das wir uns 1944 in einer Zeit befinden die aus heutiger Sicht das Ende nach und nach einläutet, aber für die Menschen damals noch ganz anders wahrgenommen wurde, allein schon weil sie ja mitten drin steckten und so bestimmte Dinge logischer weise auch ganz anders bewertet haben. Auch dieser Versuch ist meiner Meinung nach geglückt. 
Für mich flogen die Seiten nur so dahin und ich konnte es kaum erwarten weiter zu lesen, weshalb ich dann auch im nur damit fertig war. "Germania" konnte mich von Anfang an fesseln und überzeugen.