Rezension

Ein mitreißendes Debüt!

Regen am Valentinstag - Deborah Schirrmann

Regen am Valentinstag
von Deborah Schirrmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eigentlich stehe ich nicht so auf Thriller, aber dieser hier ist sehr lesenswert! Tolle Wendungen und eine Atmosphäre, die an "Tote Mädchen lügen nicht" von Jay Asher erinnert.

Erster Satz: 

Ratlos betrachtete ich die backblechgroße Schaltfläche, die im versteckten Seitenaufgang zwischen Umkleideraum und Bühne in die Holzvertäfelung eingelassen war: zwanzig eckige Tastschalter, deren Beschriftungen im Dämmerlicht zu dunklen Unendlichkeitzeichen verschwammen.

 

Meinung:

Das Cover ist hübsch. Es erinnert mich ein wenig an Comics mit den Regentropfen und den leicht verwischten Rändern.

"Regen am Valentinstag" ist schon ein leicht dramatischer Titel. Er passt zur Geschichte, doch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Handlung keine feucht-fröhliche ist.

Die Atmosphäre des Romans erinnert mich stark an "Tote Mädchen lügen nicht" von Jay Asher. Auch was die Handlung betrifft, beherrschte mich lange beim Lesen eine Art Déjà-vu-Gefühl. Das ist nicht unbedingt schlecht. "Tote Mädchen lügen nicht" hat mir sehr gut gefallen, obwohl das Buch so traurig und tragisch ist.

"Regen am Valentinstag" ist eine Geschichte, die wehtut. Mobbing ist kein leichtes Thema. Dazu kommen die erste Liebe, Einsamkeit und ein ungeklärter Unfall, der zum Tod führte. Der Text ist so mitreißend und spannend, dass ich ihn in einem Rutsch gelesen habe. Keine Angst, es gibt auch immer mal wieder ruhigere Kapitel, die ein wenig das Tempo drosseln. Das ist auch nötig bei so einer Handlung.
Besonders das Ende kommt überraschend und hat es in sich. Ich will nicht lügen: Irgendetwas in der Richtung hatte ich schon erwartet. Trotzdem hat es mir sehr gefallen, auch wenn es dadurch ein paar Ungereimtheiten im vorherigen Plot gibt.

Ich war der Regen und sie waren die Wolken. Ob ich es wollte oder nicht, ich fiel aus ihnen heraus, sobald ich ihnen zu schwer wurde, und verschwand im Erdboden.
(eBook, 19 %, Position 717)

June ist ein nettes Mädchen, dem übel mitgepielt wird, auch wenn sie lange Zeit nicht ahnt, was der Grund dafür ist. Ich wüsste schon gerne, wie ihr Leben nach dem Ende des Romans weitergeht.
Pete ist eindeutig mysteriös, aber auch spannend und irgendwie attraktiv.
In diesem Buch gibt es noch zahlreiche andere Charaktere, die eine wichtige Rolle spielen. Ich erwähne sie nicht einzeln, um nicht zu spoilern. Grundsätzlich kann man sagen, dass sie nicht abgrundtief böse sind. Aber wer ist das schon?

Erzählt wird aus Junes Ich-Perspektive. Kapitelweise wird zwischen dem aktuellen Geschehen und der Vergangenheit gewechselt. Man kommt gut hinterher, da auch die Überleitungen toll eingefügt wurden.

Der Erzählstil ist sehr angenehm und ab und an ein wenig blumig. Ich mag das. Zu June passt es auch, da nicht damit übertrieben wird.
Es gibt einige lebenskluge Passagen, die mir sehr gefallen.

 

Fazit: 4,5*

Eine nervenaufreibende, sehr gut geschriebene Geschichte, die sich mit schwer wiegenden Themen befasst. Sehr empfehlenswert!