Rezension

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Ein sehr wichtiges und ergreifendes Buch; die Tagebucheinträge eines bemerkenswerten Menschens

"Meine Erlebnisse in dem furchtbaren Weltkriege 1914-1918" - Franz Arneitz

"Meine Erlebnisse in dem furchtbaren Weltkriege 1914-1918"
von Franz Arneitz

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist durch den zufälligen Fund des Tagebuches des Österreichers Franz Arneitz entstanden und eröffnet dem Leser einen unverfälschten Blick auf die furchtbaren Geschehnisse im 1. Weltkrieg.  Dazu gibt es noch Fotomaterial über Arneitz, einen detaillierten Plan über seine 4 Fronteinsätze und eine Karte der damaligen ländlichen Gegebenheiten im Anhang des Buches.

Am 2. August 1914 wurde der Kärntner Franz Arneitz mit erst 21 Jahren zum Kriegsdienst der österreichischen Armee einberufen. Als normaler Bauernsohn, war er zunächst einfacher Soldat, stieg aber im Laufe seines Kriegseinsatzes auf. Ingesamt 4 Jahre mußte Arneitz an vorderster Front kämpfen, ehe er einige Zeit als Hilfsgendarm diente und danach den elternlichen Bauernhof übernahm und eine Familie gründete. Arneitz hatte sich während seiner Fronteinsätze immer Notizen gemacht, die er dann später in seinen Heimaturlauben sozusagen ins Reine schrieb. Er führte offenbar zeitlebens kein Tagebuch mehr, nur die Kriegserlebnisse hielt er schriftlich fest. Vielleicht halft es Arneitz damals die erlebten Greuel besser zu verarbeiten. Dabei verfügte Arneitz über ein bemerkenswert gutes Ausdrucksvermögen und eine extrem klare Sprache.

Arneitz war offenbar ein sehr empathischer und christlich eingestellter Mensch, dem die Menschlichkeit und der Gerechtigkeitssinn in den Kriegstagen nicht abhanden gekommen ist. Er musste Schreckliches durchleben, nicht nur das Sterben ringsum und die stets präsente Angst um das eigene Leben, auch sadistische Willkür von Offizieren war nichts Außergewöhnliches. Plünderungen in den besetzen Gebieten, gerade auch von deutscher, speziell preußischer Seite, gewalttätige Ausschreitungen und sinnloses Töten gegenüber Gefangenen und auch in den eigenen Reihen sind Dinge über die Arneitz berichtet. Sinnloses Töten des Viehs von in Besitz genommenen Dörfern, nicht einmal vor Kirchen wurde Halt gemacht, was Arneitz als gläubigen Menschen tief erschütterte.

Wie durch ein Wunder überlebt Arneitz im Gegensatz zu vielen seiner engen Freunde und Verwandten alle Fronteinsätze. Dabei überstehen er und seine Kameraden Unvorstellbares, Hunger, Qualen durch tagelanges Maschieren in glühender Hitze oder eisiger Kälte, Beschuss durch feindliche Truppen und dann noch das Drangsalieren durch manche mehr oder minder anwesende Offiziere. Dieses Buch hat mir wieder einmal verdeutlicht, welche furchtbaren und abscheulichen Seiten, Kriege in vielen Menschen hervorbringen. Arneitz dagegen beweist all die Zeit hindurch bewunderswerte Menschlichkeit.

Dieses Buch kann ich absolut weiterempfehlen, es liefert einen so authentischen Bericht über das Kriegsgeschehen aus erster Hand, macht fassungslos und traurig, zeigt aber auch wieder, daß es immer genug wirkliche "Helden", wie Arneitz gibt, die nie ihre Menschlichkeit verlieren.