Rezension

Was ist ein Menschenleben wert?

"Meine Erlebnisse in dem furchtbaren Weltkriege 1914-1918" - Franz Arneitz

"Meine Erlebnisse in dem furchtbaren Weltkriege 1914-1918"
von Franz Arneitz

 

Eigentlich will der 21jährige Kärntner Franz Arneitz nichts anderes, als ganz normalen Alltag leben und seine Jugend genießen. Doch es kommt anders; er gehört zu der Generation junger Männer, die im ersten Weltkrieg ihr Leben riskieren (müssen). All das Leid, die Entbehrungen, Strapazen und Hunderttausende von Menschenopfern  -   die ganze Ungeheuerlichkeit des Krieges, der auf Befehl des Kaisers und seiner Berater geführt wurde, hat Franz in einem Tagebuch festgehalten. Ihm gab es damals möglicherweise Trost und Halt  -  uns gewährt es heute ehrliche, eindrucksvolle Einblicke in dramatische Ereignisse.

In sachlichem Ton schildert Arneitz detailgetreu mehrere Fronteinsätze, im Osten an der Grenze zu Russland und im Süden die Schlacht gegen Italien. Im vorliegenden Buch werden seine Berichte ergänzt durch eine einfach gehaltene Übersichtskarte und eine Zeittafel. Bei aller sachlichen Kompetenz zeigt er sich dennoch empathisch und kommentiert zutiefst berührt und erschüttert, wie blühende Ortschaften und reich tragende Felder in Schutt und Asche gelegt werden, wie zahllose unschuldige Zivilisten zu Tode kommen und Soldaten  -  sowohl viele seiner Kameraden als auch die Gegner  -  auf schreckliche Weise verwundet werden oder sterben.

„...da blinken Schwerter, Kämpfer sinken

und Bäche Blutes wirst du trinken,

genährt von unserm Blut so rot,

beschwert von unsrer Feinde Tod." (Simon Gregorcic)

Wie eine Weissagung erscheint Arneitz das Gedicht „Ode an den Isonzo“ (heute „Soca“ genannt) aus dem Jahre 1879, während er selbst mitten in den mörderischen Kämpfen an diesem Fluss steckt. Was uns heute eher pathetisch in den Ohren klingt, erlebten Hunderttausende junger Männer aus mehreren Nationen hier an der Südfront bei der größten Bergschlacht, die je stattgefunden hat. Was ist ein Menschenleben in dieser Situation wert? Welchen Sinn hat ein solches Blutvergießen?

Franz Arneitz hat uns mit seinem Kriegstagebuch nicht nur ein Zeitzeugnis hinterlassen, sondern auch eine Mahnung an künftige Generationen.