Ein tolles Buch!

Die Interessanten
von Meg Wolitzer

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin durch ein paar gute Kritiken auf Die Interessanten aufmerksam geworden. Und obwohl mir Cover und Titel irgendwie gar nicht zugesagt haben, dachte ich, ich versuche es mal. Und ich kann nur sagen: Ein Glück! Die Interessanten ist ein großartiger, feinfühliger und absolut lesenswerter Roman über Freundschaft und die Vorstellungen, die man vom Leben hat.

In einem künstlerisch angehauchten Sommercamp in den 70er Jahren trifft die unsichere Julie auf eine Gruppe von fünf anderen Teenagern und verwandelt sich mit deren Hilfe innerhalb kürzester Zeit in die witzige Jules. Die Erinnerungen an dieses Camp und die Freunde, die sie dort findet, sollen sie ein Leben lang begleiten. Und nicht weniger steckt auch in diesem Roman: Ein Leben. Der Leser folgt Jules, Ethan, Ash und Josh von ihrer Teenagerzeit bis hinein in ihre Fünfziger.

Sehr angenehm fand ich, dass Die Interessanten ohne Wertung auskommt und ohne den Anspruch lehrreich sein zu wollen. Alles was passiert wirkt so wahrer und authentischer. Es gibt keine großen Dramen – eher viele kleine – und kein Alles-wird-gut-Ende. Eben weil es das im richtigen Leben ja auch nicht gibt. Wolitzers Figuren leben einfach. Und es macht große Freude, sie dabei zu begleiten. Besonders Jules und Ethan haben es mir angetan. Beide hatten eine prägende Jugend, beide sind nicht perfekt und voller Zweifel. Und auch wenn sie sich über die Jahre verändern und ihre Leben sich voneinander entfernen: Ihre Beziehung hat etwas so starkes, dass es schon rührend ist. Man muss die beiden einfach lieben.

Die Stimmung dieses speziellen Sommers ihres Kennenlernens bleibt über all die Jahre an den Freunden haften. Und auch wenn gerade Jules diesen Sommer und ihre Freundschaft fast ins unrealistische erhöht, lässt sie das echter und sympathisch wirken. Neben den Lebensgeschichten bietet der Roman eine interessante Reise durch die Jahrzehnte. Von der Jugend in den 70ern mit Folkmusik und Anti-Kriegs-Stimmung geht es über die Aids-Kriese und die beginnende Digitalisierung der 80er und 90er bis hinein in die 2000er Jahre.

Die Interessanten ist intelligent geschrieben. Mit leisem Witz, alltäglichen Dramen und Tiefgang. Wie das Cover war die Geschichte voll und bunt aber insgesamt angenehm unaufgeregt. Meg Wolitzer berührt und weckt Sehnsüchte. Ein tolles Buch!