Rezension

Ein toter Direktor eines Jugendwerkhofs, ein verschwundenes Kind und ein Ermittlerduo zwischen Ost und West

Rabenkinder -

Rabenkinder
von Grit Poppe

Bewertet mit 5 Sternen

Äußerlich betrachtet trifft das Cover das Thema sehr gut. Die Kinder, in Hintergrund der Trabbi und der Jugendwerkhof Torgau. Wer nicht weiß, was ein Jugendwerkhof ist, dem möchte ich die Ausführung von google nicht vorenthalten: 
Der Jugendwerkhof (JWH) war eine Einrichtung im System der Spezialheime der Jugendhilfe in der DDR. Eingewiesen wurden Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter von 14 und in Einzelfällen bis zu 20 Jahren, die im Sinne der DDR-Pädagogik als schwererziehbar galten, dem Staatsziel der Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit nicht entsprachen oder aus Sicht verschiedener staatlicher Organe (Schule, Betriebe, Volkspolizei,  Staatssicherheit, Kommissionen für Jugendhilfe) nicht in das Gesellschaftsbild der DDR passten. Aufgabe des Jugendwerkhofes war die Umerziehung „mit dem Ziel der Heranbildung vollwertiger Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft und bewusster Bürger der Deutschen Demokratischen Republik.“

In den Einrichtungen herrschten teilweise menschenunwürdige Bedingungen. Die Insassen waren de facto weitgehend rechtlos und oftmals Gewalt, Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt. Viele ehemalige Insassen leiden noch heute an posttraumatischen Belastungsstörungen.

Die Geschichte beginnt mit dem Mauerfall im November 1989. Der Staat ist gebeutelt und jeder Bürger der DDR ist um sich bedacht. Aber was ist mit den Jugendlichen im JWH? Maik, Tanja und Andreas sind sogenannte Rabenkinder, also Jugendliche, die in der Einrichtung schon ins Rabenschwarz gesteckt wurden. Ein kleiner Raum, einer Zelle gleich, die stockdunkel ist und somit den Charakter brechen soll. Jeder von ihnen ist traumatisier, kein Wunder, dass sie sich in der Welt da draußen nicht zurechtfinden. Aber dann geschieht ein Mord und all die (unglaublichen) Geschehnisse werden aufgedeckt. 
Ich muss sagen, dass mich dieser Krimi ziemlich geschockt hat. Es war nicht die Krimihandlung, sondern das Setting, was mich zu tiefst getroffen hat. Es ist einfach unglaublich, erschreckend, skandalös , ach eigentlich ist es in Worte nicht zu fassen.
Die Autorin trifft mit ihrer Erzählers und ihrem Schreibstil genau die wunden Punkte der Leser*innen. Das Buch ist nicht wirklich spannend, aber erschreckend. Ich hatte beim Lesen ein wahres Auf- und Ab an Emotionen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir eine Fortsetzung wünschen, oder ob ich dieses Buch einfach noch lange auf mich wirken lassen soll.