Rezension

Ein unglaubliches Buch:) Witzig, unterhaltsam und unerwarteter Weise mit sehr viel Tiefgang

Opa will zum Nordkap - Heike Denzau

Opa will zum Nordkap
von Heike Denzau

       Opa will zum Nordkap

                                                        von 

                                               

                                              Heike Denzau

 

Klappentext:

Einmal das Nordlicht sehen, das ist Opa Fridos Herzenswunsch. Um ihm den zu erfüllen, hat die siebzehnjährige Esther ihren leicht dementen Opa kurzerhand aus dem Pflegeheim entführt. Aufgelesen werden die beiden von Audrey, die auf dem Weg nach Nordfriesland ist – in einer ganz eigenen Mission. Audrey muss Frido als ihren eigenen Opa ausgeben, was in seinen lichten Momenten nicht ganz einfach ist. Außerdem neigt der Alte zum Weglaufen und schickt sie damit auf eine Odyssee durch Nordfriesland. Doch mitten im größten Chaos findet auch Audrey zu sich selbst und erkennt ihren eigenen Herzenswunsch.

Meine Meinung:

Cover und Klappentext machten mich neugierig auf "Opa will zum Nordkap" und ich muss sagen ich hatte mal wieder den richtigen "Riecher". Es war mein erstes Buch von Heike Denzau das ich gelesen habe, aber mit Sicherheit nicht das letzte. Der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen, er war locker und flüssig, die Seiten flogen nur so dahin.

Die Geschichte selbst hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen, ich konnte gleich ins Geschehen eintauchen. Meine Erwartungen wurden erfüllt, das Buch war witzig und unterhaltsam aber, und damit hatte ich nun gar nicht gerechnet, es hatte auch Tiefgang. Opa Frido leidet nach einer Gehirnblutung unter Demenz und es gab Tage da tauchte er ins "Feenland" ab und war für keinen mehr erreichbar. Diese Mischung löste bei mir einen WOW Effekt aus, regte mich auch zum Nachdenken an. Eine Geschichte zum Lachen, aber auch zum Weinen.

Die unterschiedlichen Charaktere haben mir gut gefallen, alle hatten sie Ecken und Kanten, Wünsche und Träume. Sie waren mir gleich sympathisch und ich konnte mit ihnen fühlen. Egal ob Audrey, Moritz oder Esther alle haben eine Vergangenheit an der sie immer noch zu knabbern haben, eine Vergangenheit die nie wirklich verarbeitet wurde.

Die Zwillinge Audrey und Moritz die als Kinder eng verbunden waren und sich nach dem Tod der Mutter voneinander entfernten. Jeder dachte vom anderen das er ihn verlassen habe und nahm ihm das Übel. Das Geld des Vaters im Rücken machte ihnen das Leben leichter, aber auf der Reise merken sie das Geld alleine nicht alles ist.

Audrey z.B. hat all ihre Träume und Wünsche hinten angestellt weil sie den Vater nicht enttäuschen will und Moritz entwickelte sich zu einem komischen Zeitgenossen der vor allem möglichen Angst hat. Die beiden zusammen waren schon sehr unterhaltsam, aber richtig lustig wurde es erst als die beiden im Auftrag des Vaters in Richtung Nordsee fuhren um einen Hoteldeal unter Dach und Fach zu bringen. Unterwegs trafen die beiden dann auf Esther und ihren Opa Frido die zum Nordkap reisen wollten. Tja, eigentlich wollte Audrey die beiden ja nicht mitnehmen, aber da sie ihrem Bruder eins auswischen wollte packte sie die beiden kurzerhand ins Auto und die Reise nahm ihren Lauf. So trafen dann vier total verschiedene Menschen aufeinander und wuchsen immer mehr zusammen.

Auf der einen Seite die Zwillinge die noch nie Probleme mit Geld hatten, dann die 18 jährige Esther die sehr spontan handelt und natürlich der herzige Frido der die meiste Zeit im Feenland verbringt. Ist Frido mal nicht im Feenland unterwegs, dann geht er gerne auf Reisen was zu vielen witzigen aber auch tollen Situationen führt. Ihn muss man einfach gerne haben.

Frido musste man einfach gerne haben, in seinen wenigen lichten Momenten war er ein Unikat und brachte mit seinen Sprüchen alles auf den Punkt. Es war faszinierend ihn im hier und im Feenland zu erleben, seine Ängste, seine Träume und seine Freude an so kleinen, teilweise banalen Sachen zu spüren. Aber auch die Art und Weise wie er selbst seine Krankheit sah, einfach unbeschreiblich. Man muss das Buch selbst lesen um zu verstehen was ich sagen will.

Die vier auf ihrer etwas ungewöhnlichen Reise zu begleiten war unglaublich. Ich lernte viele tolle Leute kennen, bekam tolle Orte präsentiert zu denen ich dann auch immer ein Bild vor Augen hatte und ich lernte die Krankheit Demenz von einer anderen Seite kennen. Man spürte förmlich das die Autorin das Wissen über die Krankheit nicht nur aus Büchern hat, sondern fühlte das sie schon Umgang mit Demenzkranken hatte. Sie hat diese Erfahrungen geschickt in das Buch mit eingebunden und obwohl manches sehr witzig zum Lesen war, konnte man den Ernst und auch die damit verbundene Traurigkeit regelrecht raus lesen. Besonders gut gefallen hat mir aber auch das die einzelnen Charaktere auf dieser Reise zu sich selbst gefunden haben und sich selbst gegenüber ehrlich wurden. Ich glaube das alles wurde erst durch oder wegen Frido möglich und am Schluss der Reise sind mir alle noch mehr ans Herz gewachsen, vielleicht auch weil sie über ihren eigenen Schatten gesprungen sind und alle sehr viel von der Reise mitnehmen konnten. Am Schluss haben alle ihr Leben aus einem anderen Blickwinkel gesehen und eingesehen das man vielleicht auch mal unangenehme Sachen an- bzw. aussprechen muss um den richtigen Weg zu finden.

Auch die vielen Nebencharaktere haben mir unheimlich gut gefallen, sei es nun Mark, Schwester Henny oder Lambert - alle waren sie mir sympathisch und alle hatten das Herz auf dem rechten Fleck.

Mein Fazit:

Ein unglaublich tolles Buch das meine Erwartungen übertroffen hat.

Es hat mich total arg gefesselt, es war witzig, spannend, fesselnd aber hatte auch unheimlich viel Tiefgang. Eben dieser Tiefgang machte es zu einem besonderen Buch, machte die Geschichte aus und trieb mir so manches Mal die Tränen in die Augen. Von mir gibt es für dieses tolle Buch eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne plus.

Für mich ist dieses Buch schon jetzt ein Highlight 2016 und ich bin gespannt wann wir es in der Bestseller Liste finden, für mich gehört es in jedem Falle dort mit rein.