Rezension

Ein wirklich wunderwunderwunscherschönes Cover, mit einem sehr düsteren und leider von der Handlung her nicht nachvollziehbaren Inhalt, blasse Charaktere, viel Grausamkeit und eine für mich falsche Darstellung von Glauben.

Beyond the Sea -

Beyond the Sea
von L. H. Cosway

Bewertet mit 2 Sternen

„Warum bist du nach Hause gekommen?“

„Weil es an der Zeit war.“

Seite 22

 

Inhalt

 

Estella hat ihren Vater verloren. Alles was ihr bleibt ist eine bösartige Stiefmutter und das Erbe ihres Vaters. Sobald sie ihren Schulabschluss gemacht hat, erhält sie das Geld und ihre Freiheit. Doch bis dahin dauert es noch und Vee macht ihr das Leben immer schwerer. Als ihr Bruder Noah auftaucht, scheint sie abgelenkt. Und auch Estella ist von dem jungen Mann fasziniert, an dem einfach alles nach Freiheit und Selbstbestimmung ruft, genau den Dingen, die sie sich ebenfalls wünscht. Doch in Noah lauert auch eine tiefe Dunkelheit, die er unbedingt vor Estella verborgen halten will …

 

Mein Leben segelte haarscharf am Abgrund entlang, und ich musste Füße stillhalten, bis ich mit der Schule fertig war.

Seite 26

 

Meinung

 

Das Cover ist wirklich wunderschön! Die Farben sind warm und passen wunderbar zusammen und ich freue mich auf die liebevolle Geschichte, die es verspricht. Der Einstieg in das Buch war leicht und erinnert an Cinderella. Estella lebt gemeinsam mit ihrer Stiefmutter Vee und deren Mutter Sylvia in dem uralten Haus der Familie. Sylvia hat starke MS und muss von einer Pflegerin betreut werden. Es ist wenig Geld da und Estella wird schlimm vernachlässigt, lebt in einem winzigen Raum, obwohl es mehrere freie Gästezimmer gibt. Vee behandelt sie wie eine Sklavin, lässt sie schuften und betrinkt sich in der Zeit hoffnungslos.

Auch in der schule gibt es keinen Frieden. Da ist zwar Aoife, Estellas beste Freundin, aber auch eine Clique reicher Mädchen, die Estella bei jeder Gelegenheit mobbt. Dazu kommen Albträume und Panikattacken in dem Haus, in dem Estella sich einfach nicht Zuhause fühlt.

 

Ich spürte die Schlechtigkeit des Gemäuers tief in den Knochen.

Seite 12

 

All das schafft eine sehr düstere, beklemmende Atmosphäre, die mir das Lesen sehr erschwert hat. Es gab kaum einen Moment Frieden, etwas zum Durchatmen oder Hoffnung.

Wie aus dem Nichts taucht dann Noah auf und bringt mit seiner Art eine neue Art von Dunkelheit, aber auch unzählige Fragen mit sich. Er ist deutlich jünger, als seine Schwester Vee, ich muss aber sagen, dass ich es sehr unangenehm fand, wie beschrieben wurde, dass er Estella anstarrt bzw. das Kreuz an ihrer Halskette.

Er bekommt mit, wie schlecht Vee Estella behandelt, reagiert aber kaum. Erst als sie das Mädchen aus dem Bad aussperrt und Estella ungeduscht und ungewaschen in die Schule musst zeigt er endlich mal Initiative.

 

Trauer war ein eigenartiges Wesen.

Seite 39

 

Leider hat mir das Buch gar nicht gefallen. Estella setzt sich nicht im Geringsten zur Wehr und erhält auch keine wirkliche Unterstützung von ihrer Freundin. Warum übernachtet sie nicht ein paar Tage dort? Warum wendet sie sich nicht an die Nonnen in ihrer Schule, um Hilfe zu bekommen? Ja, sie hat kein Geld, aber sie ist volljährig und könnte von Vee wegkommen. Die Bedingung mit dem Erbe ist an den Schulabschluss geknüpft, nicht an das Haus. Ich habe das Problem hier einfach nicht verstanden.

 

Die Auflösung für alles dauert sehr lange, kommt dann Knall auf Fall und war für mich leider überhaupt keine Erklärung. Ja, Vee ist kaputt, aber ihr Verhalten ergibt keinen Sinn. Die Dramatik wurde hier in wenige Seiten gequetscht und für manche Fragen, gab es doch keine Erklärungen. Der plötzlich übersinnliche Touch, den die Geschichte annimmt, fand ich nicht passend und auch das wurde nicht erklärt.

 

„An Gott zu glauben machte mich nicht perfekt oder irgendwie reiner. Ich hatte trotzdem meine Fehler.“

Seite 40

 

Es wird öfter gesagt, dass Estella einen sehr starken Glauben hat, so wie ihr Vater. Anfangs war ich total begeistert, dass die Thematik an Gott zu glauben in diesem Buch aufgegriffen wurde. Allerdings finde ich die Darstellung sehr schwierig, weil mir das persönliche fehlt. Estella geht in die Messen, trägt das Kruzifix um den Hals und hat die Bibel gelesen. Aber es gibt nicht ein persönliches Gebet, nicht einen Gedanken wo sie Gott in ihrer schlimmen Situation um Hilfe bittet oder irgendetwas. Glaube wird hier mit dem Besuch der Messe gleichgesetzt, aber das ist nicht glauben.

 

Die Liebesgeschichte war mehr das Begehren, was Estella Noah gegenüber empfindet, diverses Pulsieren und ähnliches. Es gibt kein Vorwärtskommen, weil Noah sie immer wieder von sich stößt, gefühlt dreht man sich hier ewig im Kreis. Seine Aktion zum Schluss dann – einfach nur Nein! Auch das Sex ohne Kondom oder irgendwelchen Schutz plötzlich okay ist – nochmal Nein.

Noah als Charakter ist von der Idee eigentlich wahnsinnig tiefsinnig und vielschichtig, doch davon kommt leider nichts rüber. Er bleibt blass, genauso wie die anderen Figuren.

 

„Bist du ein schlechter Mensch, Noah?“

„Nicht schlecht, nur deformiert.“

Seite 110

Ein wirklich wunderwunderwunscherschönes Cover, mit einem sehr düsteren und leider von der Handlung her nicht nachvollziehbaren Inhalt, blasse Charaktere, viel Grausamkeit und eine für mich falsche Darstellung von Glauben.

„Ich will damit sagen, dass ich die Gefahr sehe, du könntest mich in einen guten Menschen verwandeln.“

Seite 154