Rezension

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Mehr als ich erwartete, doch alles, was ich wollte!

Beyond the Sea -

Beyond the Sea
von L. H. Cosway

„Er war ein Kunstwerk, dessen Schönheit durch die erlittenen Schäden und Risse nur umso mehr betont wurde.“

Worum geht´s?
Die 18-jährige Estella hat in ihrem Leben schon beide Eltern verloren und lebt seit dem Tod ihres Vaters bei ihrer Stiefmutter Vee an der irländischen Küste. Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als endlich aus dem kleinen Dorf rauszukommen und ihrer Stiefmutter den Rücken zu kehren. Ihre Pläne werden von Vees geheimnisvollen Bruder Noah durchkreuzt, der von einem Tag auf den anderen vor ihrer Haustür steht. In seiner Nähe verliert sie zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl der Einsamkeit. Ihre Verbindung wächst von Tag zu Tag, doch schon bald muss sie sich zwischen ihren Plänen und Noah entscheiden, der nicht ohne Grund im Ort erschienen ist. Er hütet ein Geheimnis, das alles zwischen ihnen zerstören könnte...

Meine Meinung:
Jane Eyre, ein Roman, der 1847 erschienen ist, gemischt mit New Adult? Eine unerwartet explosive Mischung!
Die Autorin ist im NA-Kreise bekannt, allerdings hatte ich noch nicht die Gelegenheit eines ihrer Bücher zu lesen, was mich skeptisch und gleichzeitig auch umso interessierter machte.

Bei Jane Eyre bekommt man Gänsehaut, verliebt sich in den Mann mit Geheimnissen, spürt die Dunkelheit, die sich in dem Buch befindet, und bleibt neugierig bis zum Ende. Das gleiche gilt auch hier, denn die Gefühle konnte die Autorin unglaublich geschickt hervorheben. Egal welcher Art sie auch waren, sie vermittelte sie, als ob man jedes Mal ein Teil des Buches wäre.

Interessanterweise wählte L.H. Cosway hier den Weg nur aus einer Sicht zu schreiben, nämlich der von Estella. Wer aber jetzt denkt, dass das Buch dadurch weniger Inhalt hat, der irrt sich. Es ist mittlerweile üblich in New Adult (und auch anderen Genres) aus zwei oder mehr Sichten zu schreiben, wodurch man einen sehr guten Einblick in den Aufbau der Storyline bekommt, jedoch besteht öfters die Gefahr, dass dadurch die Spannung verloren geht. Durch diese Entscheidung bleibt es bis zum Ende spannend und man fiebert umso mehr mit.

Das Buch aus der Hand zu legen fiel mir unglaublich schwer und ich wollte so schnell, wie nur möglich zum Ende kommen, doch gleichzeitig habe ich den Schreibstil sehr genossen; er ist fließend, gefühlvoll, durchdacht und lädt dich dazu ein noch ein bisschen weiter zu lesen und noch weiter.

Die Geschichte besteht aus zwei Protagonisten: Estella und Noah. Estella wird hier als das klassische „brave Mädchen“ dargestellt, das sich allerdings im Laufe der Story mit Einfluss von Noah und anderen Umständen ändert, bzw. endlich ihre echten Gefühle rauslässt. Diese Entwicklung konnte man durch den Schreibstil der Autorin unglaublich gut mitverfolgen. Noahs Emotionen muss man durch die Interpretation von Estella verstehen und obwohl seine Sicht der Dinge nicht dargestellt wurde, konnte man auch hier alles sehr gut mitfühlen und sich eine eigene Meinung darüber bilden. Noah ist hier der geheimnisvolle Junge, der ganz und gar nicht brav ist, doch die kleinen Details und der Fakt, dass auch er anders ist, als man es sich am Anfang Vorstellen würde, machten ihn so menschlich.
Auch die Nebencharaktere waren alles andere, als blass! Sie waren vielseitig und so viel mehr, als die "klassischen" Nebencharaktere. Sie hatten Einfluss, spielten gravierende Rollen in den Leben der Protagonisten und dem Verlauf der Geschichte. Gerade sie machen dieses Buch so spannend!

Die Idee der Story klingt vielleicht so, als würde man es schon kennen, nämlich mit einer modernen Cinderella, dem Badboy, der sie vor der bösen Stiefmutter rettet, und ihrem Willen ihre Träume zu verwirklichen. Auf den zweiten Blick ist es aber um einiges komplexer und auf gar keinen Fall eine Nachahmung.

Besonders gefiel mir auch die Offenheit, mit der geschrieben wurde, denn die Autorin sprach Themen an, die vielleicht schon veraltet sind, oder auch welche, die immer noch „tabu“ sind. Sie blieb also nicht nur in einer Richtung, was die Thematik angeht, sondern weitete sie aus, sodass sich keine offensichtlichen „Randgruppen“ bildeten.

Eine Sache, die wohl jeder leidenschaftlicher Leser/ jede leidenschaftliche Leserin hasst, ist, wenn das Buch Fragen offen lässt und es noch dazu ein Einzelband ist. Hier ist es meiner Meinung nach nicht der Fall, wobei man sich bei einer Sache deutlich streiten könnte (SPOILER, nämlich Estellas Träumen und Noahs „Wunder“ SPOILER ENDE) , doch das Ausweichen beim Beantworten der Frage wurde sehr unauffällig eingefädelt, sodass selbst der neugierigste Leser/ die neugierigste Leserin beruhigt und zufriedengestellt wurde.

Fazit:
„Beyond the Sea“ ist ein unglaublich gefühlvolles, von Dunkelheit und doch Licht geprägtes, leidenschaftliches, intelligentes und fesselndes Buch, das Jeder, der genau das sucht, voll und ganz überwältigt sein wird! Bemerkenswert hierbei ist auf jeden Fall der Schreibstil, der Verlauf der Story und die Ausarbeitung der Charaktere.
Es ist jetzt schon mein Jahreshighlight 2021 und es wird sehr schwer sein es zu toppen!
5 von 5 Sternen von mir.