Rezension

Einblicke in eine fundamentalistische Glaubensgemeinschaft

Der rechte Pfad -

Der rechte Pfad
von Astrid Sozio

Bewertet mit 4 Sternen

Zugegebenermaßen ist mir der Einstieg in die Lektüre am Anfang etwas schwer gefallen. Das mag an dem stetigen und nicht immer deutlich gemachten Wechsel zwischen den Gegebenheiten in der Gegenwart und 25 Jahre zuvor gelegen haben, an der merkwürdigen, umgangssprachlich klingenden wörtlichen Rede (bei der Haushälterin sogar abgehackt) der Einheimischen des fiktiven nordrhein-westfälischen Dorfes Welsum und der häufig einen religiösen Bezug aufweisenden Kapitelüberschriften (die zugleich der am Buchende abgedruckten Playlist des Protagonisten Benjamin entsprechen). Nach und nach wurde mir die Geschichte aber zusehends zugänglicher und begann mich in ihren Bann zu ziehen, weil sie sich eines immer noch aktuellen Themas annimmt – Sekten in Deutschland, hier in Gestalt einer größeren Gruppe von Dorfbewohnern, die wohl als evangelikale Christen einzuordnen sind, also als Christen, die ihren Glauben stark betonen und ihren Alltag danach ausrichten. Als sehr bedrückend empfand ich es zu lesen, zum einen wie einzelne, besonders junge Mitglieder unter der Einstellung ihrer Gemeinschaft zu leiden haben, etwa weil sie homosexuell sind, was die Glaubensgemeinschaft verdammt, zum anderen, was für eine rechtsgerichtete Gesinnung sie haben. Da mir solche fundamentalistischen Ausrichtungen unbekannt sind, habe ich das Buch als gute Gelegenheit empfunden, mich einmal mit derartigen Denkweisen auseinanderzusetzen. Vermisst habe ich allerdings, Einzelheiten über das familiäre Umfeld des Protagonisten Benjamin zu erfahren. Insoweit war ich gezwungen, von dem stichwortartig Angedeuteten meine eigenen Vermutungen anzustellen. Ferner sollte man musikaffin sein und vielleicht die Songs der o.g. Playlist kennen, denn die Musik spielt für Benjamin und eine große Rolle.